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Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 6 (2015) Issue 1


Marc Décimo: Comment la linguistique vint à Paris. De Michel Bréal à Ferdinand de Saussure (= Sciences et Pataphysique, tome 2). Dijon: Les presses du réel 2014. 416 Seiten (ISBN 978-284066-599-1).

Der Titel der hier zu besprechenden Publikation kann möglicherweise mißverstanden werden, deshalb sei vorweg klargestellt: Das Buch hat keine spezielle linguistische Untersuchung zum Gegenstand, es liefert ebensowenig einen Beitrag zu den zentralen Thesen des Strukturalismus oder der vergleichend-historischen Sprachwissenschaft. Insofern geht es auch nicht primär um eine wissenschaftsgeschichtliche Darstellung im herkömmlichen Sinn. Das Hauptanliegen dieser umfangreichen Arbeit besteht vielmehr darin, einen bestimmten Zeitabschnitt, ganz grob die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, in den Blick zu nehmen und anhand vieler biographisch orientierter Studien die Hintergründe der Entwicklung der französischen Linguistik in dieser Zeit zu beleuchten. Insbesondere soll gezeigt werden, wie es zu dem Paradigmenwechsel kommen konnte, der letztlich in dem Ferdinand de Saussure zugeschriebenen Cours de linguistique général (1916) seinen Ausdruck fand, wie die Rahmenbedingungen im einzelnen aussahen und welche Personen beteiligt waren:
Cette histoire passe par Paris, dans ce cénacle où se cotoient Michel Bréal, Gaston Paris, les frères James et Arsène Darmesteter, Louis Havet, Paul Meyer, Victor Henry, et une nouvelle génération de linguistes en train de se former. (8)
Vorweg sei weiter festgehalten: Der Buchautor Marc Décimo ist für eine Arbeit dieser Art geradezu prädestiniert; er hat sich durch zahlreiche Einzelstudien zum historischen Kontext, speziell zu Bréal1 und de Saussure2, international einen Namen gemacht. Der vorliegende Band greift einige seiner früheren Überlegungen wieder auf und stellt sie in einen umfassenderen Zusammenhang. Der Aufbau ist überwiegend chronologisch und gliedert sich in folgende Kapitel:
Point d’entrée1: Michel Bréal. Des années d’étude au Collège de France (1852 à 1864)2: La création de l’École des hautes études et de la Revue critique d’histoire et de littérature (1868)3. Ferdinand de Saussure à l’École des hautes études (1881-1891 moins 1889-1890)4. Les auditeurs de Ferdinand de SaussureDocument: Michel Bréal, par son fils AugusteBibliographie, Index
Im Anschluß an eine kurze Einleitung (5-9) zeichnet der erste Abschnitt in erster Linie das Wirken Michel Bréals in Paris nach (10-43). Dabei - und das trifft auf alle Kapitel des Bandes zu - bemüht der Verfasser eine große Zahl von Dokumenten, die von intensiven Archiv-Recherchen zeugen. Es gelingt so, die Geschehnisse sehr konkret darzustellen und viele Entscheidungsabläufe leicht nachvollziehbar zu machen. Zu dieser Veranschaulichung tragen nicht zuletzt auch zahlreiche Porträt-Bilder der besprochenen Wissenschaftler bei.

Gerade über den Einblick in verschiedene Briefwechsel wird deutlich, wie einzelne Wissenschaftler zueinander stehen, was ihre wichtigsten Handlungsmotive sind und welche Einschätzungen sie teilen. So erfährt man z.B. aus einer brieflichen Mitteilung Bréals, was in der Mitte des 19. Jahrhunderts genau die Attraktivität deutscher Universitäten ausmacht, was auf französischer Seite als modellhaft und nachahmenswert betrachtet wird:
Ce qu’alors on envie à l’Allemagne, c’est précisément les chaires universitaires spécialisées, l’abondance de cours, la variété des études, la liberté des étudiants, la libre-concurrence des maîtres, la respectueuse familiarité entre maître et élèves, et surtout les « séminaires ». On a compris l’utilité du travail en commun. Elle est une « vraie université ». Le séminaire est l’arme décisive. Et l’adoption d’un tel modèle en France permettrait de « poursuivre vigoureusement le faux savoir », de « signaler les méthodes vicieuses », de progresser. (25)
Derartige Äußerungen ermöglichen - so subjektiv und einseitig sie bisweilen auch sein mögen - eine detaillierte, relativ distanzlose Kenntnisnahme und stehen für eine leicht faßbare Sachverhaltsinformation. Auf diese Weise wird dem Leser u.a. vermittelt, welche Schwerpunkte in der französischen Sprachwissenschaft vertreten werden, welche Personen beteiligt sind, wie es zu Erneuerungen und zur Einführung der historisch-vergleichenden Methode (im Anschluß an Franz Bopp) kommt. Große Bedeutung erhält in dem Zusammenhang die Einrichtung eines neuen Lehrstuhls für Vergleichende Grammatik am Collège de France. Hier kann Décimo anhand seiner Dokumentation zeigen, mit welchem Engagement Sprachforscher wie z.B. Frédéric Baudry die Kandidatur Bréals unterstützen und für den Aufbau einer modernen Linguistik werben – ein Unterfangen, das letztlich Erfolg hat, und Bréal kann in der Funktion als Lehrstuhlinhaber von 1866 bis 1905, also nahezu vierzig Jahre lang, an der prestigereichen Institution tätig sein.

Der zweite Abschnitt (44-79) behandelt die anschließenden Entwicklungen. Zu nennen ist zunächst die Gründung einer Hochschule neuen Typs, der École Pratique des Hautes Études im Jahre 1868, wiederum unter Mitwirkung Bréals. Mit dieser Maßnahme soll sowohl die Modernisierung und Professionalisierung der französischen Universitätslehre vorangetrieben als auch eine politische Öffnung gefördert werden:
Il s’agit d’amener la France à un niveau de compétence au moins égal à celui de l’Allemagne. Il s’agit de rapprocher les deux peuples en faisant reculer toujours l’ignorance, l’esprit d’intolérance, les croyances et les préjugés. (...) Éradiquer les préjugés qui détériorent la paix sociale, qui favorisent les injustices et l’exclusion, voici l’objectif. (53)
Eine solche grenzüberschreitende Perspektive kennzeichnet ebenfalls die aufsehenerregende Publikation Bréals Quelques mots sur l’instruction publique en France von 1872, die in wenigen Monaten allein drei Auflagen erreicht. Décimo zitiert hierzu eine Rezension, die die deutsch-französische Brisanz treffend beleuchtet:
Je sais que, chez beaucoup d’esprits passionnés, la pensée de prendre l’Allemagne pour modèle en quelque chose, depuis les événements, soulève une révolte instinctive. On me permettra de combattre ce sentiment comme peu raisonnable. Il ne s’agit pas d’imiter l’Allemagne par sympathie, mais nous devons l’étudier d’autant plus qu’elle vient de nous vaincre. (58)
Ebenfalls als Reaktion auf den Deutsch-französischen Krieg kommt es 1870 bzw. 1874, wiederum unter Mitbeteiligung von Michel Bréal, zur Gründung der École alsacienne, einer privaten und laizistischen Schule, die mit alternativer Pädagogik und verstärktem Fremdsprachenangebot versucht, bestimmte Defizite des etablierten französischen Schulsystems zu vermeiden3. Im Jahre 1880 wird als parallele Einrichtung für Mädchen das Collège Sévigné gegründet. Die Öffentlichkeitsarbeit rückt in dieser Zeit der kritischen Bestandsaufnahme, der Bildungsreformen, der Konsolidierung der Sprachwissenschaft, aber auch der vereinzelten Versuche, deutsch-französische Feindseligkeiten zu überwinden, zunehmend in den Mittelpunkt. Ein wichtiges Sprachrohr für Kritik und Reformvorschläge ist dabei die Revue critique d’histoire et de littérature. In dem Rahmen erscheint es nur folgerichtig, wenn Décimo hier auch den Versuch Bréals zur Sprache bringt, in einem im Jahre 1913 veröffentlichten Artikel für eine Neutralisierung des Reichlandes Elsaß-Lothringen zu werben. Allerdings bleiben solche Bemühungen weitgehend folgenlos und sorgen eher für eine politische Isolierung des Autors4.

Im dritten Abschnitt (80-137) geht es primär um das Wirken und die Karriere Ferdinand de Saussures an der École Pratique des Hautes Études, an die er auf Betreiben Bréals im Jahre 1880 berufen wird. Auch in diesem Fall gelingt es Décimo, die Sonderstellung de Saussures, der sich schon früh großes Ansehen erwirbt, nicht allein durch Einblicke in seine Arbeit, sondern ebenso durch Briefzitate und andere Stellungnahmen sowie durch kenntnisreiche Schilderungen seines Umfelds anschaulich zu machen. In der gleichen methodischen Weise wird über die Resonanz informiert, die der Wissenschaftler in Paris erfährt, über den Austausch mit anderen Sprachforschern, die Hintergründe und Bedingungen seines Wechsels nach Genf im Jahre 1889 und über seinen Nachfolger Antoine Meillet. Dank der gründlichen Archiv-Arbeit Décimos entsteht ein dichtes, zugleich lebendiges und ausgesprochen facettenreiches Bild dieser Periode, wobei der Leser gleichzeitig eine klare Vorstellung von der Rolle der Sprachwissenschaft in der Gesellschaft erhält.5

Der vierte - und umfangreichste - Abschnitt (138-366) ist noch einmal der École Pratique des Hautes Études gewidmet; er beschreibt verschiedene Studiengänge und wissenschaftliche Schwerpunkte und liefert eine Art Resumee der erreichten Fortschritte. In einer Würdigung aus der Feder Antoine Meillets heißt es in der Rückschau:
Quand on a commencé à étudier en France la grammaire comparée des langues indo-européennes, elle avait déjà en Allemagne ses manuels et ses dictionnaires. Mais Michel Bréal lui a donné aussitôt un tour original et bien français, en montrant dans les langues l’œuvre de l’homme. Puis le Genevois Ferdinand de Saussure a durant dix ans, imprimé à l’École linguistique française la marque de son génie ; son enseignement, où la précision technique la plus rigoureuse laissait toujours entrevoir les idées les plus générales et où des formules exactement arrêtées se joignaient à la poésie de l’expression, a laissé à tous ceux qui l’ont entendu un souvenir qui ne s’effacera jamais et dont vit encore le groupe des linguistes français. (164 f.)
Den Hauptteil dieses Abschnitts bildet eine Liste von Schülern de Saussures (166-366); dabei bezeichnet der Ausdruck Liste nur die alphabetische Anordnung, einige Persönlichkeiten erhalten hier eine sehr ausführliche Darstellung von mehreren Seiten, oft ergänzt durch Porträtbilder oder Facsimiles (z.B. Maurice Grammont, Paul Passy, Jean Psichari oder Marcel Schwob).

Als Anhang folgen umfangreich annotierte Tagebuchaufzeichnungen von Bréals Sohn Auguste (368-375).6 Ein detailliertes Literaturverzeichnis und ein Namenregister schließen den Band ab.

Wie bereits mehrfach angedeutet, handelt es sich bei der vorliegenden Publikation Marc Décimos um eine verdienstvolle und äußerst instruktive Arbeit. Sie liefert nicht nur biographische Detailstudien zur französischen Sprachwissenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; sie ist ebenso eine gut lesbare, mit zahlreichen Zusatzdokumenten bestückte Darstellung zur Wissenschaftgeschichte bzw. zum Wissenschaftstransfer in Europa. Darüber hinaus kann man die Arbeit auch betrachten als eine frankreichkundliche Abhandlung, die auf exemplarische Weise in eine bestimmte Phase der Entwicklung des französischen Hochschulwesens einführt. Keine Ebene wird isoliert gesehen, der Bezug zum gesellschaftspolitischen Hintergrund bleibt jederzeit präsent – gerade das macht nicht zuletzt den Reiz und die Qualität dieses Buches aus.




Bibliographie

Boutan, Pierre (2007): Michel Bréal und das deutsche Pädagogikmodell. In: Giessen, Hans W., Lüger, Heinz-Helmut & Volz, Günther (Hrsg.): Michel Bréal – Grenzüberschreitende Signaturen. Landau: VEP, 321-339.

Chidichimo, Alessandro (2014): Les documents de Michel Bréal à Genève. In: Chepiga, Valentina / Sofía, Estanislao (Hrsg.): Archives et manuscrits de linguistes. Louvain-la-neuve: L’Harmattan, 149-166.

Décimo, Marc (1994): Saussure à Paris. In: Cahiers Ferdinand de Saussure 48, 75-90.

Décimo, Marc (1997): Michel Bréal 1832-1915. Cataloque de l’exposition tenue à l’occasion du colloque « Bréal et le sens de la sémantique ». Orléans: Centre Charles Péguy.

Décimo, Marc (1998): La celtomanie au XIXe siècle. In: Bulletin de la Société de Linguistique de Paris 93, 1-40.

Décimo, Marc (1999): Une petite famille de travailleurs autour de Georges Guieysse: le monde de la linguistique parisienne. In: Cahiers Ferdinand de Saussure 52, 99-121.

Décimo, Marc (2011): De Michel Bréal, lecteur de Goethe, aux relations franco-allemandes du point de vue philologique des années 1850 à 1932. In: Alexandre, Didier & Asholt, Wolfgang (Hrsg.): France – Allemagne, regard et objets croisés. Tübingen: Narr, 15-29.

Décimo, Marc / Fiala, Pierre (2004): Michel Bréal, le marathon, l’olympisme et la paix. In: Mots. Les langages du politique 76, 127-135.

Joseph, John E. (2012): Saussure. Oxford: University Press.

Lüger, Heinz-Helmut, Hans W. Giessen & Bernard Weigel (Hrsg.) (2012): Entre la France et l’Allemagne: Michel Bréal, un intellectuel engagé. Limoges: Lambert-Lucas.



Rezensent:

Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger
Zeppelinstraße 45
D-76887 Bad Bergzabern
E-Mail: heinz-helmut.lueger@t-online.de


1 Décimo (1997), (2011), Décimo / Fiala (2004); vgl. auch die Angaben in: http://www.michel-bréal-gesellschaft.de > Publikationen > Sekundärliteratur. – Bezüglich der Herkunft Bréals finden sich mitunter widersprüchliche Angaben (vgl. Boutan 2007: 323). Deshalb sei nochmals betont: Bréal wird 1832 in Landau/Pfalz geboren, das seinerzeit zum Königreich Bayern gehört; sein Vater stammt aus Pirmasens, seine Mutter aus Metz.
2 Verwiesen sei u.a. auf Décimo (1994), (1999) und als wissenschaftshistorische Abgrenzung: Décimo (1998).
3 Nota bene: Die laizistische Schulreform von Jules Ferry kommt erst ab 1881/82 zum Tragen.
4 Dieses Schicksal ereilt dann auch den Schwiegersohn Bréals (und späteren Friedensnobelpreiträger), Romain Rolland, der ab September 1914 im Journal de Genève wiederholt gegen Aufrüstung und Kriegspropaganda Stellung bezieht.
5 Bezüglich der Auswertung von Archiv-Quellen zu Bréal und de Saussure sei außerdem verwiesen auf Chidichimo (2014) und auf die Monumentalstudie von Joseph (2012).

6 Zuvor veröffentlicht in: Décimo (1997: 32-37); auszugsweise in: Lüger, Giessen & Weigel (2012: 21-26).

Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 5 (2014) Issue 1



Zofia Bilut-Homplewicz: Prinzip Perspektivierung. Germanistische und polonistische Textlinguistik – Entwicklungen, Probleme, Desiderata. Frankfurt/M.: Lang 2013 (= Danziger Beiträge zur Germanistik, Bd. 43). 227 Seiten (ISBN 978-3-631-64577-2)

Die hier zu besprechende Schrift nimmt in wenigstens zweifacher Hinsicht eine Sonderrolle ein: Zum einen geht es nicht um die konkrete Analyse oder Beschreibung eines wie auch immer dimensionierten sprachwissenschaftlichen Gegenstands, sondern um eine weitgespannte Überblicksdarstellung, und zwar zur Entwicklung der Text- und Diskurslinguistik in Deutschland. Zum andern handelt es sich um den ersten Teil eines umfassenderen Projekts: eines weiter fortzusetzenden Vergleichs, der, wie die Autorin es nennt, der „interlinguistischen Kontrastivität“ (10) entnommen ist.1

Darüber hinaus ist die vorliegende Arbeit vor dem Hintergrund einer besonderen wissenschaftlichen bzw. forschungsgeschichtlichen Tradition zu sehen: Seit der 1980 erschienenen textwissenschaftlichen Einführung von Zdzisław Wawrzyniak hat sich die Germanistik der Universität Rzeszów auf dem Gebiet der Text- und Diskursforschung einen Namen gemacht, dies auch über die Landesgrenzen hinaus. Zu nennen wären in dem Zusammenhang nicht nur zahlreiche einschlägige Publikationen, sondern ebenso die Gründung einer eigenen Forschergruppe, die unter der Leitung von Zofia Bilut-Hom­plewicz die internationalen und interdisziplinären Aktivitäten zur Text-, Diskurs- und Kommunikationsanalyse4 fördern soll, die Herausgabe einer Buchreihe unter dem Titel Studien zur Text- und Diskursforschung (initiiert von Z. Berdychowska, Z. Bilut-Homple­wicz) und die Beteiligung an der Fachzeitschrift tekst i dyskurs – Text und Diskurs (her­ausgegeben von Z. Bilut-Homplewicz, W. Czachur). Ein zentrales Anliegen, das sich wie ein roter Faden durch alle Bemühungen zieht, besteht darin, die Verbindung zwischen den einzelnen Philologien zu stärken (vgl. in diesem Sinne bereits Bilut-Homple­wicz 1999) und speziell den grenzüberschreitenden Wissenstransfer auszubauen, letzteres u.a. durch die Übersetzung wichtiger Fachbeiträge (vgl. z.B. Bilut-Homplewicz et al. 2009).

Und genau dieser Zielsetzung hat sich auch die jüngste Publikation von Zofia Bilut-Homplewicz verschrieben. Im Mittelpunkt dieses (ersten) Bandes steht die germanistische Textlinguistik; die Darstellung der polonistischen Seite ist für den zweiten Band vorgesehen.

In einem relativ knappen Einleitungs-Kapitel (7-17) klärt die Verfasserin zunächst einige leitende Begriffe – beispielsweise die Prinzipien Perspektivierung, Kontrastierung oder die Unterscheidung von interlingual, intertextuell, interlinguistisch – und skizziert die wichtigsten Etappen, Positionen und Arbeiten der polnischen Textlinguistik. In den folgenden Hauptkapiteln geht es dann primär um Schwerpunkte und Tendenzen der germanistischen Textlinguistik in den deutschsprachigen Ländern. Die Darstellung gliedert sich in folgende Abschnitte:
  1. Anfänge und Entwicklungen der germanistischen Textlinguistik (19-62)
  2. Grundlagen und Entwicklungen der germanistischen Textsortenlinguistik (63-109)
  3. Kontrastive Textologie – eine germanistische „Spezialität“? (111-145)
  4. Textlinguistik vs. Diskurslinguistik / linguistische Diskursforschung aus germanistischer Perspektive (147-200)
Im ersten Abschnitt - Anfänge und Entwicklungen der germanistischen Textlinguistik (19-62) - rekapituliert die Verfasserin noch einmal die Anfänge der Textlinguistik und die Entwicklung, die sie seit den 1960er Jahren genommen hat. Betont wird dabei die starke Auffächerung der Disziplin, in der ganz unterschiedliche methodische Herangehensweisen zusammenlaufen können und die umgekehrt aber oft auch zum Ausgangspunkt für recht verschiedene Ansätze wird. Die Vielfalt der Textlinguistik zeigt sich im übrigen bereits, wenn man die einzelnen Etappen oder Phasen nachzeichnet. Es erscheint durchaus plausibel, wenn pragmatische und kognitive Aspekte in dem Überblick eine besondere Berücksichtigung erfahren. Als exemplarisch für eine handlungsorientierte Textbetrachtung wird (im Unterschied zur polonistischen Textlinguistik) ausschließlich die Sprechakttheorie angeführt (31ff). Der dazu vorgetragenen Kritik ist zweifellos zuzustimmen.2 Nur hat es neben der Sprechakttheorie auch andere hand­lungstheoretisch begründete Ansätze gegeben; stellvertretend seien hier lediglich die bei Heringer (1974), Sandig (1978) und von Polenz (1985) vorgeschlagenen Konzepte erwähnt. Diese hätten der vorgenommenen Bewertung möglicherweise eine andere Richtung gegeben.

Recht ausführlich und überzeugend äußert sich die Verfasserin zur Textualität und zu den verschiedenen Textbegriffen (39ff). Gerade weil auch neuere und neueste Arbeiten einbezogen werden, gelingt es, die zunehmende Komplexität des Forschungsobjekts Text - speziell die Multikodalität und die Abhängigkeit von neuen Formen der Medialität - anschaulich zu machen. Eine allgemeingültige Definition des Textbegriffs sei aufgrund solcher Entwicklungen auch obsolet geworden. Abschließend wird die Frage aufgeworfen, ob der Text überhaupt noch als Bindeglied zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft in Frage komme und inwieweit die Textlinguistik als eine Art Brücken-Disziplin fungieren könne – eine Frage, auf die es angesichts der relativ starken Orientierung an Gebrauchstexten, zumindest auf deutscher Seite, keine einfache Antwort geben dürfte.

Der zweite Abschnitt - Grundlagen und Entwicklungen der germanistischen Textsortenlinguistik (63-109) - ist ganz der Textsortenlinguistik gewidmet. Es herrscht ein breiter Konsens insofern, als Textsorten
  • nach bestimmten, in einer Kommunikationsgemeinschaft etablierten Mustern realisiert werden,
  • sich als Mittel zur Lösung rekurrenter Probleme historisch herausgebildet (und bewährt) haben,
  • eine mehr oder weniger starke kulturelle Geprägtheit aufweisen,
  • somit einem ständigen Wandel unterworfen sein können und
  • sich in der konkreten Anwendung den gegebenen situativen Erfordernissen oder auch sprachstilistischen Intentionen anpassen lassen.
Die Verfasserin beschränkt sich nicht darauf, die diversen Klassifikationsansätze Revue passieren zu lassen, sondern wählt eine Darstellungsweise, die immer auch die betreffenden Auseinandersetzungen (und nicht selten kontroversen Positionen) zur Sprache bringt und so die Leser in die jeweiligen Argumentation mit einbezieht. Zu begrüßen ist weiterhin die Ausführlichkeit, mit der neuere Tendenzen der Textgestaltung und der Text(sorten)verwendung behandelt werden. Es erscheint zunehmend unangemessen, das Augenmerk allein auf Einzeltexte zu richten; die Textrealität macht es vielmehr erforderlich, der Einbettung in größere Zusammenhänge, in Textsortennetze oder -felder, Rechnung zu tragen und ebenso die Möglichkeiten multikodaler (bzw. multimodaler) Beitragspräsentation gebührend einzubeziehen. All dies deutet offenkundig auf eine Neubestimmung des Untersuchungsobjekts der Textlinguistik hin:
So oder so scheint der Text heute den Status eines Hyperonyms, d.h. des größten Untersuchungsgegenstandes der Linguistik, zu verlieren. Schlüsselbegriffe sind jetzt Textnetze und Diskurse. Trans­phrastische Texte machen Platz für transtextuelle, also über die Grenze eines Einzeltextes hinausgehende Diskurse. Die ehemalige Textwelt wird zu eng, gilt heute als ein Mikrokosmos. Ins Spiel kommt ein diskursiver Makrokosmos. (Olszewska & Kątny 2013: 13)
Auf diese Diskussion geht die Verfasserin ausführlich ein und demonstriert anhand des Begriffs der Kontextualisierung - dies auch unter Hinzuziehung eigener Arbeiten - wie vielfältig die Textverbindungen ausfallen können und mit welchen Formen der ,Textsorten-Intertextualität‘ (104) zu rechnen ist. Diese Passagen gehören ohne Frage zu den wichtigsten und anregendsten des Buches.

Ein spezielles und sehr differenziertes Betätigungsfeld innerhalb der Textlinguistik ist die sogenannte Kontrastive Textologie; mit ihr beschäftigt sich der dritte Abschnitt (111-145). Dargestellt werden auch hier wichtige Entwicklungsphasen sowie zentrale Problem­stellungen. Die Verfasserin plädiert – in enger Anlehnung an Arbeiten von Kirsten Adamzik – für eine möglichst breit angelegte Forschung, die sowohl synchrone als auch diachrone und kulturkontrastive Aspekte mit berücksichtigt. Zu Recht wird außerdem betont, daß es vielfach nicht genügen kann, allein die Kategorie Textsorte als Vergleichsgröße zugrundezulegen:
Man kann nicht in jedem Fall von einer Eins-zu-eins-Entsprechung von Textsorten in verschiedenen Medien, Sprachen, Kulturen oder Kommunikationsgemeinschaften ausgehen, die Relationen sind hier manchmal viel komplexer und komplizierter. (130)
Insofern komme es immer darauf an, den Stellenwert einer Textsorte in ihrem Umfeld zu untersuchen und gegebenenfalls Textsortennetze (oder noch größere Datenmengen) in den Blick zu nehmen.

Aus polonistischer Sicht mag man durchaus der Meinung sein, bei der Kontrastiven Textologie handle es sich um eine „germanistische Spezialität“ (145); dies sollte jedoch nicht über die großen Anteile anderer Philologien - gerade in der Anfangsphase, aber nicht allein dort - hinwegtäuschen.

Es ist nur folgerichtig, wenn die bisherigen Überlegungen im vierten Abschnitt zu einem wiederum erweiterten Bereich führen, nämlich zur linguistischen Diskursforschung (147-200). ,Diskurs‘ gehört bekanntlich zu den schillernden, sehr vielfältig gebrauchten Begriffen, und die Frage, ob man die Diskursforschung als Erweiterung der Textlinguistik auffassen kann, erscheint keineswegs unberechtigt (vgl. dazu zuletzt Niehr 2014: 29ff). Die Verfasserin favorisiert hier eine Position, wonach der Text eine Verankerung im Diskurs hat, die Partizipation am Diskurs also gleichsam zu den textkonstitutiven Eigenschaften gehört (156). Gleichwohl ist von divergierenden Ausrichtungen in der Diskursanalyse auszugehen; man kann wenigstens grob zwischen textlinguistisch orientierten und gesellschaftspolitisch orientierten Ansätzen unterscheiden (160ff). In diesem Rahmen wird der Leser mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Schulen und methodischer Ansätze konfrontiert, verbunden mit zahlreichen einordnenden und wertenden Hinweisen, die Fortschritte wie auch Grenzen aufzeigen und die jeweils den Bezug zu textlinguistischen Prinzipien deutlich machen.

Die abschließende Zusammenfassung (201-209) lenkt den Blick noch einmal auf einige zentrale Diskussions- und Problempunkte sowie auf Konsequenzen, die sich für die weitere Arbeit ergeben. U.a. geht es um eine neue Auffassung von Textualität und eine Neubewertung intertextueller und diskursiver Zusammenhänge, dies vor allem wegen einer stark veränderten medialen Wirklichkeit. Unter diesem Gesichtspunkt kommt speziell der Kontrastiven Medienlinguistik, einschließlich diachroner und kulturspezifischer Aspekte, eine erhöhte Bedeutung zu.3 Dem stehen auch internationalisierende Entwicklungen offenbar nicht entgegen.
Trotz der Globalisierung als allgemeiner Tendenz scheinen genug Differenzen zwischen den Kulturen im interessierenden Bereich zu bestehen, auch geringe Unterschiede sind hier nicht zu unterschätzen. (206)
Insgesamt betrachtet, hat Zofia Bilut-Homplewicz eine Arbeit vorgelegt, die viele gelungene Synthesen enthält, die dabei aber die Konkretheit der referierten Positionen und Methoden nie vernachlässigt. Ein weit verzweigtes, nur noch schwer überschaubares Arbeitsfeld, zu dem inzwischen zahllose Publikationen erschienen sind, wird geschickt strukturiert und dem Rezipienten in einer gut lesbaren Form nahegebracht. Sicher kann man gelegentlich darüber streiten, ob die Auswahl der zitierten Autoren richtig, ob die Ausführlichkeit der Wiedergabe bestimmter Textstellen angemessen ist, doch dürfte dies das Instruktive der Überblicksdarstellung kaum in Frage stellen. Die vorliegende Schrift ist nützlich für jeden, der sich über den aktuellen Stand der germanistischen Text-, Textsorten- und Diskurslinguistik informieren möchte.

Gleichzeitig geht es um ein Buch, das den Wissenschaftsaustausch zwischen der deutschen und der polnischen Textwissenschaft intensivieren soll. Und ein solcher Austausch ist auch für die umgekehrte Transferrichtung vorgesehen. Insofern darf man auf den zweiten Band schon jetzt gespannt sein.




Bibliographie

Bilut-Homplewicz, Zofia (Hrsg.) (1999): Zur Mehrdimensionalität des Textes. Repräsentationsformen, Kommunikationsbereiche, Handlungsfunktionen. Rzeszów: Wydawnictwo WSP.

Bilut-Homplewicz, Zofia (2008): Prinzip Kontrastivität. Einige Anmerkungen zum interlingualen, intertextuellen und interlinguistischen Vergleich. In: Czachur, Waldemar & Czyżewska, Marta (Hrsg.): Vom Wort zum Text. Studien zur deutschen Sprache und Kultur. Festschrift Józef Wiktorowicz. Warschau: Instytut Germanistyki Uniwersytetu Warszawskiego, 483-492.

Bilut-Homplewicz, Zofia (2012): Kommentar als ,Pressegattung’. Zur Spezifik der Presseforschung in Polen. In: Lenk, Hartmut E.H. & Vesalainen, Marjo (Hrsg.): Persuasionsstile in Europa. Hildesheim: Olms, 93-113.

Bilut-Homplewicz, Zofia, Czachur, Waldemar & Smykała, Marta (Hrsg.) (2009): Lingwistyka tekstu w Niemczech. Pojęcia, problemy, perspektywy (antologia tłumaczeń). Breslau: Wydawnictwo Atut.

Heringer, Hans Jürgen (1974): Praktische Semantik. Stuttgart: Klett.

Niehr, Thomas (2014): Einführung in die linguistische Diskursanalyse. Darmstadt: WBG.

Olszewska, Danuta / Kątny, Andrzej (2013): Vom Text zum Diskurs, genauer gesagt: Vom Text zum Text im Diskurs. In: Studia Germanica Gedanensia 29, 9-22.

von Polenz, Peter (1985): Deutsche Satzsemantik. Grundbegriffe des Zwischen-den-Zeilen-Lesens. Berlin, New York: de Gruyter.

Sandig, Barbara (1978): Stilistik. Sprachpragmatische Grundlegung der Stilbeschreibung. Berlin, New York: de Gruyter.

Wawrzyniak, Zdzisław (1980): Einführung in die Textwissenschaft. Probleme der Textbildung im Deutschen. Warschau: Państwowe Wydawnictwo Naukowe.


Rezensent:
Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger
Zeppelinstraße 45
D-76887 Bad Bergzabern
E-Mail: heinz-helmut.lueger@t-online.de


1 Zur Veranschaulichung und Erprobung des Konzepts sei hier vor allem verwiesen auf Bilut-Homplewicz (2008) und (2012).

2 Als Ergänzung wäre ebenso die diesbezügliche Argumentation im nachfolgenden Abschnitt (83ff) ein­zubeziehen.

3 Eine solche Tendenz ist ebenso an der großen Zahl einschlägiger medienlinguistischer Arbeiten ablesbar (vgl die Bibliographie in: http://www.kontrastive-medienlinguistik.net).

4 Weitere Einzelheiten werden ausgeführt in: Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 50 (2011), 139-140, sowie auf der Internetseite: http://www.tdk.univ.rzeszow.pl/de/?page_id=2.







Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 2 (2011) Issue 1
pp. 217  - 225

Claus Ehrhardt / Eva Neuland (Hrsg.): Sprachliche Höflichkeit in interkultureller Kommunikation und im DaF-Unterricht. Frankfurt/M.: Lang 2009. 304 Seiten (ISBN 978-3-631-59464-3)

Die Thematisierung sprachlicher Höflichkeit hat in der linguistisch und interkulturell aus­gerichteten Literatur, wie sich an einer Reihe neuerer Publikationen ablesen läßt, stark an Bedeutung zugenommen[1]. In diesen wissenschaftlichen Kontext gehört auch der hier zu besprechende Band von Claus Ehrhardt und Eva Neuland, der in erster Linie kulturkontrastiven und didaktischen Fragestellungen gewidmet ist. Beide Herausgeber sind bereits durch einschlägige Arbeiten auf diesem Gebiet hervorgetreten[2]

Die Beiträge sind drei Großbereichen zugeordnet:
I.  Theoretische und methodische Grundlagen,
II.  Einzelanalysen zur sprachlichen Höflichkeit: Kulturkontrastiv und interkulturell,
III. Sprachliche Höflichkeit im DaF-Unterricht.

Vorangestellt ist eine ausführliche Einführung (7-24), in der die Herausgeber nicht nur über die aktuelle Konjunktur von Ratgeberliteratur informieren, sondern auch einen Einblick geben in die kulturhistorischen Grundlagen von Höflichkeit und Etikette. Ausführlich zur Sprache kommen sodann verschiedene Ansätze, wie sie aus sprachwissenschaftlicher Sicht entwickelt worden sind. Anlaß für Kritik bestehe u.a. dann, wenn für bestimmte Höflichkeits-Konzepte universale Gültigkeit unterstellt werde und man intrakulturelle Differenzen vernachlässige. In neueren Arbeiten gehe es deshalb vor allem darum, Höflichkeitspraktiken und Höflichkeitsstile unter Einbeziehung interaktiver Aspekte zu untersuchen. Und, mit Blick auf interkulturelle Kommunikation und kulturvergleichende Analysen, liege ein großes Desiderat gerade in der empirischen Grundlegung „für die Beschreibung von kulturbedingten Unterschieden im Kommunikationsverhalten von Individuen und die präzise Beschreibung und Analyse der Dynamik von interkulturellen Kommunikationssituationen und den damit verbundenen Prozessen des interaktiven Aushandelns der angemessenen Kommunikationsebene“ (19). Es folgen Prioritäten für die fremdsprachendidaktische Umsetzung und eine erste Einordnung der einzelnen Beiträge. Die Einführung bietet einen instruktiven, gut lesbaren Überblick über den Forschungsstand, sie zeigt Defizite und Probleme auf und gibt Anregungen für methodische Neuorientierungen.

Der erste Großabschnitt enthält in erster Linie Beiträge, die sich mit allgemeineren Aspekten sprachlicher Höflichkeit beschäftigen. Unter Anknüpfung an antike und mittelalterliche Vorstellungen skizziert Bettina Lindorfer (Berlin) verschiedene Hintergründe und Etappen sprachlicher Höflichkeitsideale (27-40), stellt der modellgebenden Instanz des französischen Hofes die Bedeutung klerikaler Einflüsse gegenüber und hebt speziell die Bemühungen einiger Renaissance-Autoren (wie Castiglione, Della Casa, Guazzo) bei der Herausbildung höfisch-höflicher Verhaltenskonventionen hervor. Aus der historischen Perspektive werde außerdem deutlich, dass Höflichkeit sich kaum auf ein Prinzip reduzieren lasse, wie dies bei Ansätzen, die lediglich das Bemühen um Konfliktvermeidung in den Blick nehmen, der Fall sei. Gudrun Held (Salzburg) bezieht, ähnlich wie schon B. Lindorfer, ebenfalls die historische Dimension mit ein, plädiert aber vor allem für ein Überdenken der methodologischen Grundlagen in der aktuellen Höflichkeitsforschung (41-60). Gefordert wird einerseits eine kritische Distanz gegenüber dem Grice-Goffman-Paradigma, andererseits müsse das Verhältnis zwischen Universalität und Kulturspezifik neu überdacht werden. Dabei sei dem Faktum Rechnung zu tragen, dass „Höflichkeit immer eine komplexe und relatierte Grüße“ darstelle und „grundsätzlich an ein interaktionales Verhältnis gebunden [sei], das durch einen von außen herangetragenen Maßstab vermittelt wird und ausschließlich post actionem, also durch die sprachliche Reaktion der Adressaten, beurteilt werden kann“ (45). Diese grundsätzliche – und im übrigen sehr plausible – Interaktionsgebundenheit spielt auch im Beitrag von Hans Jürgen Heringer (Augsburg) eine wichtige Rolle (61-75). Am Beispiel des Anredeverhaltens wird gezeigt, dass so ziemlich alles, was entsprechende Normen oder Regeln vorsehen, mit der kommunikativen Wirklichkeit nicht notwendig übereinstimmen muss. Diesbezügliche Sprecher-Befragungen haben nur eine begrenzte Aussagekraft, da sie den wirklichen Gebrauch von Anredeformen meist nicht erfassen; ebensowenig deute das Duzen oder Siezen automatisch auf vertraute oder distanzierte Kommunikation hin oder habe etwas mit Höflichkeit oder Unhöflichkeit zu tun. Diese Feststellung wird mit einer Reihe sog. Krisenexperimente à la Garfinkel plastisch untermauert. Einen ganz anderen Kommunikationsbereich stellt Helga Kotthoff (Freiburg) mit der Thematisierung georgischer Trinkspruch-Rituale zur Diskussion (77-96). Der auf den ersten Blick vielleicht nicht offenkundige Bezug zur Höflichkeitsproblematik ergibt sich insofern, als die betreffenden Zeremonien und Formeln ein „wesentliches Mittel der Kontinuierung von Beziehungsqualitäten“ sind (80), die entscheidend dazu beitragen, die Erwartungen bezüglich „Pathoskommunikation“ und expliziter Ehrbezeugung zu erfüllen und damit soziale Verpflichtungsnetzwerke formgerecht zu bestätigen. Der Verfasserin gelingt es, den kulturspezifischen Hintergrund dieser Rituale und insbesondere den Kontrast zu westeuropäischen Entformalisierungs-Tendenzen zu verdeutlichen. Dieter Cherubim (Göttingen) greift noch einmal den Gedanken auf, dass unterschiedliche Höflichkeitskulturen nicht nur zwischen verschiedenen Nationen oder Gesellschaften, sondern gerade auch innerhalb solcher Gemeinschaften bestehen (97-113). Zur Illustration werden zwei literarische Texte, „Frau Jenny Treibel“ von Theodor Fontane und „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann, herangezogen und anhand verschiedener Ausschnitte soziale, kulturelle und generationenbezogene Unterschiede in der Höflichkeitskommunikation herausgearbeitet. Völlig zu Recht weist der Verfasser darauf hin, dass literarisch inszenierte Gespräche zwar keinen alltagsweltlichen Sprachgebrauch wiedergeben, deshalb aber als fingierte Mündlichkeit nicht automatisch alle Regeln der Kommunikation suspendiert haben und gesprächslinguistisch sehr wohl von Interesse sind.[3]

Der zweite Großabschnitt enthält eine Reihe von Einzelanalysen, in denen meist bestimmte Höflichkeitsphänomene kontrastiv untersucht werden. Den Anfang macht Hitoshi Yamashita (Osaka), der über eine Fragebogenaktion berichtet, mit der die Bedeutung von Höflichkeit für deutsche Sprecher ermittelt werden soll (117-130). Der Verfasser kommt zunächst zu einem nicht nur aus japanischer Sicht überraschenden Ergebnis, nämlich dass nur wenige Befragte ,höflich’ für einen wichtigen Wert halten – im Unterschied etwa zu ,tolerant‘, ,freundlich‘, ,ehrlich‘ oder ,hilfsbereit‘. Erst bei Fragen, die das Sprachverhalten in konkreten Situationen betreffen, spielt der Faktor ,Höflichkeit‘ wieder eine wichtigere Rolle[4].Yong Liang (Trier) versucht, zentrale Unterschiede zwischen der chinesischen und der deutschen Höflichkeit festzustellen (131-151). Im Anschluß an eine Einführung in kulturhistorische Aspekte kommen vor allem aktuelle chinesische Höflichkeitskonzepte zur Sprache. Großer Wertschätzung erfreuen sich z.B., wie der Verfasser an verschiedenen, allerdings ohne weiteren Kontext zitierten Belegen demonstriert, Merkmale wie ,Bescheidenheit und Respektbezeugung‘, ,Indirektheit und Zurückhaltung‘, ,Vagheit und Mehrdeutigkeit der Aussagen‘, ,Vermeidung offener Kritik‘. Ob der Hauptunterschied im Höflichkeitsverständnis jedoch darin besteht, dass auf chinesischer Seite die Schaffung von Vertrautheit vorrangig sei, während es für Deutsche auf Distanzherstellung bzw. Distanzwahrung ankomme, mag bezweifelt werden. Überhaupt laufen solche Generalisierungen grundsätzlich Gefahr, gängige stereotype Vorstellungen wiederzubeleben, zu deren Überwindung die Erhebungen eigentlich gedacht waren. Eva Neuland (Wuppertal) referiert die Ergebnisse einer empirischen Studie, in der es, grob zusammengefasst, um das Sprachverhalten deutscher und italienischer Germanistikstudenten in speziellen, als kritisch bewerteten Situationen geht (153-170). Ausgangspunkt sind die Sprechhandlungen des Kritisierens und des Komplimentierens, also zwei für den Einsatz positiver und negativer Höflichkeitsstrategien durchaus relevante Bereiche. Die Probanden sollen aus einer Reihe vorgegebener Beispieläußerungen Formulierungspräferenzen angeben, und zwar abhängig von Variablen wie ,formeller / informeller Kontext‘, ,Handlungsbereich‘, ,sozialer Rang‘, ,soziale Nähe‘. (Interaktive Austauschformen bleiben hier noch unberücksichtigt.) Dabei zeigen sich einerseits relativ starke Übereinstimmungen (z.B. bezüglich der Vermeidung direkter Kritik), andererseits auch kulturelle Differenzen (z.B. bei der Verwendung von Ausweichstrategien). Gleichzeitig wird deutlich, wie schwierig und wie komplex ein vergleichsweise einfacher Test werden kann, wenn es um die Erstellung kontrastiver Präferenzprofile geht und wenn die Resultate quantifizierbar sein sollen. Einem bisher nur wenig untersuchten Medium, den Internet-Diskussionsforen, wendet sich Claus Ehrhardt (Urbino) zu (171-190). Der Beitrag ist ebenfalls kontrastiv angelegt, für die Analyse werden Foren aus Spiegel onlineund Repubblica herangezogen. Dabei geht der Verfasser von der Hypothese aus, „dass in der eher beziehungsorientierten italienischen Kultur ein höheres Maß an Investition in Beziehungsarbeit erwartet wird als in der sachlicher orientierten deutschen Interaktionsatmosphäre und dass sich dies u.a. in der Verwendung von Formen und Strategien sprachlicher Höflichkeit manifestiert“ (178). Der Vergleich, der auf einer Vielzahl von Kriterien basiert (z.B. Art des Partnerbezugs, rituelle Rahmung, Formen des Widersprechens), kann die Annahme insofern bestätigen, als die italienischen Teilnehmer häufiger bemüht sind, potentiell gesichtsbedrohende Handlungen zu vermeiden, als die deutschen Autoren. Unterscheidet sich in der deutschen und russischen Wissenschaftsdiskussion auch der Ausdruck sprachlicher Höflichkeit? Dieser Frage versucht Tatjana Yudina (Moskau) nachzugehen (191-200). Ausgangspunkt ist die Art und Weise der Selbstvorstellung, des (Nach-)Fragens, der Meinungskundgabe (einschließlich des Widersprechens) und der Anrede in und nach Vorträgen. Zwar wird nicht ganz deutlich, wie umfangreich die zugrundegelegte Datenbasis eigentlich ist, doch kommt die Verfasserin zu dem interessanten Ergebnis, dass zum einen große Übereinstimmungen im Sprachverhalten bestehen, zum andern aber mit Blick auf die Faktoren ,Alter‘ und ,hierarchische Stellung‘ die russischen Sprecher eine größere Differenzierung erkennen lassen als deutsche Diskussionsteilnehmer. Eine wesentlich speziellere Fragestellung verfolgt dagegen Irmgard Elter(Bologna), die untersucht, ob es in den nationalen Varietäten des Deutschen nennenswerte Unterschiede beim Anredeverhalten gibt (201-216). Die Verfasserin betont zu Recht das Plurizentrische des Deutschen und macht das an verschiedenen Differenzen zwischen dem Sprachgebrauch in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz deutlich, und zwar anhand von Begrüßungs- und Verabschiedungsformeln, anhand der Verwendung von Anredepronomina und von Titeln. Es zeigen sich vielfältige Unterschiede hinsichtlich Frequenz und Funktion der jeweiligen Ausdrucksformen; das Bild verkompliziert sich, wenn man noch regionale, soziale und altersmäßige Parameter hinzuzieht. In ihrer Zusammenschau greift die Verfasserin auf den Begriff der ,Kulturstandards‘ zurück, was sich jedoch nicht unbedingt als Glücksgriff erweist, da sie, wie I. Elter selbst einräumt (213), leicht wieder die altbekannten Stereotypisierungen auf den Plan rufen.

Im dritten Großabschnitt sind Beiträge vereinigt, deren Anliegen primär in der didaktischen Umsetzung für den DaF-Unterricht besteht. Ulrike Reeg (Bari) stellt Möglichkeiten vor, wie sie sich im Rahmen der Organisation von Online-Seminaren ergeben können (219-233). Von zentraler Bedeutung sind wiederum Höflichkeitsstrategien, die in den verschiedenen Phasen der Anbahnung und Durchführung solcher Seminare – hier mit deutschen und italienischen Teilnehmern – vorkommen. Als besonders ergiebig (und mit verschiedenen Beispielen belegt) erweisen sich dabei a) die z.T. kontroversen Diskussionen fachlicher Inhalte sowie b) Äußerungen, die im Sinne positiver Höflichkeit der wechselseitigen Interessebekundung gewidmet sind. Einen eher allgemeinen Zugang wählt Ulrike A. Kaunzner (Ferrara) (235-250). Sie plädiert für ein interdisziplinäres Analyse-Instrumentarium, das drei verschiedene Ansätze zusammenführt: ein Kommunikations- bzw. Situationsmodell der Sprechwissenschaft, die Theorie der Kulturstandards und das sog. „interkulturelle Koordinatenkreuz“ aus der Kommunikationspsychologie[5]. Es versteht sich, dass bei einer solchen Herangehensweise allenfalls ein Rahmenmodell für die unterrichtliche Behandlung sprachlicher Höflichkeit entworfen werden kann. Zu prüfen wäre sicher noch, inwieweit das stark generalisierende Konzept der Kulturstandards überhaupt auf die konkrete Bedeutungsaushandlung in Interaktionen beziehbar ist. Und aufgrund seiner methodologischen Ausrichtung wäre der Beitrag möglicherweise im Großabschnitt I besser plaziert gewesen. Um einen direkten didaktischen Bezug geht es Andrea Meta Birk (Bologna), wenn sie das Lernziel, Höflichkeitsformen einer anderen Kultur zu vermitteln, zum Gegenstand ihrer Betrachtung macht (251-266). Die Verfasserin benennt diesbezügliche Versäumnisse von DaF-Lehrwerken, die einer „kulturellen Sensibilisierung des Lerners für das Andere“ eher entgegenstehen (256), führt sodann in das Konzept des „Intercultural Sensitizer“ ein und erläutert auf dieser Grundlage verschiedene Unterrichtsphasen, die am Beispiel des Duzens und Siezens die Handlungskompetenz italienischer Deutschlerner erweitern sollen. Der Vorteil dieses Vorgehens - die kleinschrittige Operationalisierung der Teilziele - liegt auf der Hand, auch wenn das Prozedere mitunter etwas schematisch anmutet. Auch in den folgenden zwei Beiträgen stehen Fragen der Interkulturalität und der Kommunikationsschulung im Vordergrund.Ulrike Simon (Bari) skizziert ein Trainingskonzept, das den Aufbau einer ganzheitlichen Handlungskompetenz anvisiert (267-282). Im einzelnen sehen die Arbeitsschritte vor: Vermittlung theoretischen Grundlagenwissens zur interkulturellen Kommunikation, Fallbeispiel-Analyse, Aufarbeitung von Aspekten der Höflichkeitsforschung, Sammeln vergleichbarer Konfliktsituationen und Fallbeispiele. Konkretisiert wird das Vorgehen wiederum am Beispiel des Anredeverhaltens. Die Verfasserin ist sich der Grenzen der Methode sehr wohl bewußt (277): Reale Gesprächsabläufe werden in der Regel nicht bemüht, da Transkripte nicht vorliegen und die Fallbeispiele durchweg auf Erlebnisberichten basieren. Maria Paola Scialdone (Macerata) (283-299) richtet den Blick stärker auf die Qualität von Lehrmaterialien und fordert, dass Höflichkeit „nicht nur als isoliertes Thema unter anderen Themen“ vorkommen dürfe, sondern „als der wichtigste Leitfaden interkulturell konzipierter Lehrwerke, d.h. als zentraler Bestandteil des Fremdsprachenerwerbs“ zu betrachten sei (283). Die Probe aufs Exempel macht die Verfasserin mit den Lehrwerken Galaktisch (2005) und Deutsch Sprint (2007) und kommt zu dem Ergebnis, dass viele Möglichkeiten, höflichkeitsrelevante Aspekte zu behandeln, ungenutzt bleiben. Grammatische Mittel, Modalverben oder Partikeln würden ohne Verbindung zur Beziehungsgestaltung dargeboten, das Thema ,Netikette‘ suche man vergebens, Texte fungieren primär als Informationsmedium, nicht als Ausdruck zwischenmenschlicher Kommunikation. Die Analyse schließt mit der Forderung nach einer engeren Zusammenarbeit von Lehrern und Sprachwissenschaftlern (296), wobei man die Einbeziehung von Lehrbuchautoren hier durchaus ergänzen sollte.

Als vorläufiges Fazit läßt sich festhalten, dass der von Eva Neuland und Claus Ehrhardt herausgegebene Band ein äußerst vielfältiges Themenspektrum abdeckt und dessen Lektüre viele neue Einsichten, Vorschläge und Anregungen vermittelt. Die Beiträge sind gleichermaßen wichtig für Linguisten und Fremdsprachendidaktiker. Spezielle Schwerpunkte betreffen:
a) die begriffliche Fundierung der Höflichkeitsforschung (mit zahlreichen Ausblicken in die Kulturgeschichte,
b) vertiefende Untersuchungen mit kulturkontrastiver oder interkultureller Zielsetzung
c)  die Konkretisierung und Nutzbarmachung wissenschaftlicher Befunde für die Fremdsprachenvermittlung.

Man mag zwar bedauern, dass gerade bezüglich des letztgenannten Aspekts einige Wünsche offen bleiben und die Ebene der unterrichtlichen Umsetzung meist nur in allgemeiner Form angesprochen wird (z.B. ohne klare Angabe von Lernzielen und Sprachlernstufen); auch muss nicht unbedingt einleuchten, warum die Frage der Anredeformen mehrfach und ausführlich als Beispiel herausgegriffen wird, andere Höflichkeitsverfahren dagegen so gut wie unerwähnt bleiben. Dennoch bieten die Beiträge eine Fülle an Diskussionsstoff und liefern viele innovative Anstöße, von denen jede didaktische Planung, insbesondere mit Blick auf universitäre Sprachkurse, nur profitieren kann. Und das ist nicht wenig. Ebenso stellen die vorgelegten sprachwissenschaftlichen Analysen eine Bereicherung der bisherigen Höflichkeitsforschung dar; zum Teil greifen sie bekannte Fragestellungen auf und führen sie weiter, zum Teil postulieren sie eine Abkehr von überkommenen Modellen und regen methodologische Erneuerungen an. Wegweisend dürften vor allem solche Impulse sein, die die empirische Fundierung betonen und hier mit Nachdruck für die Einbeziehung des interaktiven Austausches plädieren.

Für Leser, die Auskunft erhalten möchten über aktuelle Schwerpunkte der Erforschung verbaler Höflichkeit, über theoretische Grundlagen, Methodenprobleme und Fragen der Didaktisierung, bietet der Band zweifellos eine wichtige und nützliche Basis.



Autor:

Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Institut für fremdsprachliche Philologien (Romanistik)
Markstraße 40
D-76829 Landau
E-Mail: romanistik@uni-landau.de



[1] Vgl. zuletzt u.a.: Kimmich, D. / Matzat, W. (Hrsg.) (2008): Der gepflegte Umgang. Interkulturelle Aspekte der Höflichkeit in Literatur und SpracheBielefeld: transcript; Siebold, K. (2008): Actos de habla y cortesía verbal en español y en alemán. Estudio pragmalingüístico e interculturalFrankfurt/M. u.a.: Lang; Culpeper, J. / Kádár, D. (Hrsg.) (2010): Historical (Im)politeness. Bern u.a.: Lang.
[2] Ehrhardt, C. (2002): Beziehungsgestaltung und Rationalität. Eine linguistische Theorie der Höflichkeit. Triest: Parnaso; Neuland, E. (2007): Mündliche Kommunikation als Schlüsselkompetenz. In: Info DaF 34, 428-438; Neuland, E. (2008): Sprachliche Höflichkeit – Eine Schlüsselkompetenz für die interkulturelle Kommunikation. In: Riedner, Renate & Steinmann, Siegfried (Hrsg.) (2008): Alexandrinische Gespräche. München: Iudicium, 169-185; Neuland, E. (2011): Sprachliche Höflichkeit – Eine Perspektive für die interkulturelle Sprachdidaktik. In: Hess-Lüttich, Ernest W.B. (Hrsg.) (2011): Metropolen. Frankfurt/M.: Lang (im Druck).
[3] Zu früheren Diskussionen dieses Punkts vgl. u.a. Cherubim, Dieter, Henne, Helmut & Rehbock, Helmut (Hrsg.) (1984): Gespräche zwischen Alltag und Literatur. Tübingen: Niemeyer (= Reihe Germanistische Linguistik 53); Bilut-Homplewicz, Zofia (1998): Zur Dialogtypologie in der Erzählung aus textlinguistischer Sicht. Rzeszów: Wydawnictwo Wyższej Szkoły Pedagogicznej. So gesehen, kann man literarische Autoren durchaus als „Seismographen kommunikativer Prozesse in der Gesellschaft“ betrachten; vgl. Hess-Lüttich, Ernest W.B. (1984): Kommunikation als ästhetisches Problem. Tübingen: Narr, 48.
[4] Leider sind bei der sprachlichen Durchsicht dieses Beitrags einige Fehler bzw. Ausdrucksschwächen stehengeblieben, die die Lektüre stören.
[5] Geißner, Hellmut (1973): Rhetorik und politische Bildung. Saarbrücken: Europ. Akademie Otzenhausen; Thomas, Alexander (2003): Kultur und Kulturstandards. In: Thomas, Alexander, Kinast, Eva-Ulrike & Schroll-Machl, Sylvia (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, Bd. 1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 19-31; Thomann, Christoph & Schulz von Thun, Friedemann (2003): Klärungshilfe, Bd.1. Reinbek: Rowohlt.