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JLLT edited by Thomas Tinnefeld
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Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 1 (2010) Issue 1
pp. 325 - 330

Catherine Rampf: Deutsch - Französische Übersetzungsübungen für das Grundstudium. Wilhelmsfeld: Egert 2008. 183 Seiten. (IBSN 3936496188).

Hinübersetzungen ins Französische gehören für Lehramtsstudierende des Französischen an deutschen Universitäten immer noch zum Pflichtprogramm in der sprachpraktischen Ausbildung und zum Prüfungskanon im Staatsexamen. Allein aus diesem Grund stellt das Buch von Catherine Rampf, das sich in erster Linie als Arbeits- und Übungsbuch versteht, einen wertvollen und nützlichen Beitrag für diese Disziplin dar, für die nicht sehr viele Übungsmaterialien existieren.

Die Autorin ist französische Muttersprachlerin. Sie ist Absolventin der Ecole Normale Supérieure und hauptamtlich alsProfesseur agrégée d’Allemand im elsässischen Hégenheim tätig. Durch ihre Tätigkeit als Universitäts-Lektorin in der sprachpraktischen Ausbildung für angehende Französischlehrer hat sie vielfältige Erfahrungen zu dem Thema „Deutsch-Französische Übersetzungen“ gesammelt, die in die Publikation einfließen.

Nach ihren eigenen Worten eignet sich das Werk zum Selbststudium und kann zur systematischen Klausurvorbereitung dienen (VI). Ein weiteres Einsatzgebiet sieht die Autorin bei den Sprachlehrkräften; es kann für Unterrichtszwecke genutzt werden, „zum Beispiel als Grundlage für eine systematische Einführung in die deutsch-französische Übersetzung“ (VI) Eine dritte Verwendungsweise  bestehe in seiner Eignung als Nachschlagewerk bei punktuellen Übersetzungsschwierigkeiten (VI).

Das Arbeitsbuch enthält 15 deutsche Beispieltexte mittleren Schwierigkeitsgrades und einer Länge von etwa einer Druckseite. Zehn Texte stammen aus dem literarischen Bereich - von berühmten zeitgenössischen Autoren wie Heinrich Böll bis hin zu solchen, die einem breiteren Publikum vielleicht weniger bekannt sind. Die literarischen Texte decken den Zeitraum von 1953 bis 2003 ab. Die fünf ausgewählten Sachtexte sind Auszüge von Artikeln zu allgemein interessierenden Themen, die in der überregionalen Presse (FAZ, Frankfurter Rundschau, Spiegel) und dem Hörmedium Deutsche Welle im Zeitraum von 1982 bis 2004 erschienen sind.

Die Präsentation und Analyse jedes deutschen, ins Französische zu übersetzenden Textes folgen dem gleichen Schema, auf das im Folgenden eingegangen wird.

Für jeden deutschen Text gibt es eine Musterübersetzung mit Angabe von Übersetzungsvarianten in einem Fußnotenapparat; weitere Übersetzungsvarianten werden in dem sich anschließenden Teil „Anmerkungen“ aufgeführt und erläutert.

Der Teil „Anmerkungen“, der die eigentliche Analyse hinsichtlich der Übersetzungsschwierigkeiten enthält, beginnt mit einem Abschnitt, in dem inhaltlich auf den Text eingegangen wird und wodurch die ausgewählte Textstelle in den größeren Rahmen des Werkes eingeordnet wird.
Anschließend begründet die Autorin, warum dieser Text in sprachlicher Hinsicht interessant für eine deutsch-französische Übersetzung ist und welche sprachlichen Schwierigkeiten er enthält. Dabei setzt sie bei jedem Text Schwerpunkte hinsichtlich der zu bearbeitenden grammatischen Kapitel. Des Weiteren nimmt sie eine Wertung in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad des zu übersetzenden Textes vor. Der Kommentarteil umfasst pro Text im Durchschnitt etwa 34 Anmerkungen, die von dem Leser/Studierenden durchgearbeitet werden müssen, was auf die Gründlichkeit der von der Autorin geleisteten Arbeit verweist.

Im Teil „Anmerkungen“ werden Zeile für Zeile die übersetzungstechnischen Probleme des Textes bezüglich der Orthographie, der Grammatik und der Semantik analysiert, wobei auf jedes relevante übersetzungstechnische Detail eingegangen wird.

Das identische Schema, dem der Aufbau aller Kapitel folgt, ist sehr leserfreundlich. Dadurch wird bewirkt, dass bei der Arbeit mit den Texten keinerlei Ermüdungserscheinungen auftreten, weil der Leser sich nicht ständig auf eine neue Darstellungsweise einlassen muss. Die Leserfreundlichkeit wird zusätzlich dadurch gewährleistet, dass fast alle Text gleich lang sind und dabei quantitativ immer überschaubar bleiben: Der Studier- und Arbeitsaufwand ist somit bei allen Texten in etwa konstant.

Was der Leserfreundlichkeit ebenfalls sehr entgegenkommt, ist das Faktum, dass die Autorin die Zeilenangaben der Textstellen, auf die sich ihre sprachliche Analyse bezieht, konsequent und in identischer Form auf den deutschen undden französischen Text anwendet. Dies trägt enorm zur Leserfreundlichkeit bei und ist ein großes Plus dieses Übungsbuches. Die Textstellen, um die es jeweils geht, sind leicht auffindbar, der Leser/Studierende kann sich gut orientieren; ihm wird viel Sucharbeit erspart.

Weiterhin positiv zu werten ist, dass hinsichtlich der ausgewählten Texte jeweils eine Schwerpunktsetzung in Bezug auf die behandelten grammatikalischen Kapitel erfolgt. So bietet z.B. der erste dargebotene literarische Text (Sibylle Berg:Das Unerfreuliche zuerst. Herrengeschichten, 2001) (1ff) Anlass, ausführlich über die unterschiedliche Verwendungsweise von Imparfait und Passé simple im Französischen zu referieren. In Text 5 (Christoph Hein,Willenbrock (2000) (43ff) wird vor allem die Zeitenfolge in französischen Sätzen behandelt. In Text 13 (Frau, Kind und Karriere – Deutsche Welle, 13.6.2002) (137ff) legt die Autorin das Hauptaugenmerk auf das Thema Wortzusammensetzung/Komposita.

Teil der Behandlung der jeweiligen sprachlichen Schwierigkeiten ist in nahezu allen Fällen ein Verweis auf die entsprechenden Kapitel in gängigen Grammatiken. Dieses Vorgehen ermutigt den Studierenden, sich weitergehend mit dem entsprechenden Thema zu beschäftigen.

Was die grammatischen Themen betrifft, die in den ausgewählten Texten behandelt werden, so deckt die Autorin fast das gesamte Spektrum an Problemen ab, mit denen die Studierenden sich beim Übersetzen konfrontiert sehen. Etwa 30 Themen werden angesprochen; angefangen von den Kommaregeln, über die orthographischen Besonderheiten der Groß- und Kleinschreibung bis zu den klassischen Themen wie Tempora, Zeitenfolge, Konjunktiv, indirekte Rede, Teilungsartikel, Stellung der Adjektive, Konjunktionen, Partizip Präsens, Partizip Perfekt oder Pronominaladverbien. Die Vorgehensweise bei der Erklärung ist meist kontrastiv.

Besonders ansprechend sind beispielsweise die Ausführungen zu den französischen Kommaregeln, wie z.B. in Bezug auf Text 15, wo sie erklärt:

Vor der Konjunktion et muss zudem ein Komma gesetzt werden, um beide Satzteile voneinander abzutrennen:constituait (…), et qu’il ne souhaitait pas que …Vor que allein („dass“) steht nie ein Komma! (172)

Oder auch die Erläuterung zur Groß- und Kleinschreibung bezüglich Text 13:

Himmelsrichtungen werden groß geschrieben, sofern sie eine Region bezeichnen und keine Ergänzung bei sich haben: l’Allemagne de l’Ouest. Aber: l’ouest de l’Allemagne.
(145)

Dies sind Themen, die erfahrungsgemäß in den Übersetzungskursen zu kurz kommen.
Obwohl die Autorin minutiös und präzise arbeitet, schießt sie in ihrem Erklärungsdrang gelegentlich etwas über das Ziel hinaus. So gibt sie z.B. Übersetzungsmöglichkeiten für deutsche Begriffe an, die den Studierenden des Grundstudiums eigentlich bekannt sein müssten:

-       In Text 7 und Text 8 werden z.B. die Begriffe aller à l’écolepetit-déjeunersalle de bains, femme de ménagenoch einmal explizit als französische Entsprechungen für die deutschen Begriffe genannt (67; 86f);

-      In Text 9 erklärt sie noch einmal den Unterschied in der Verwendungsweise von voir und regarder (98);

-      In Text 11 weist sie im Kommentarteil darauf hin, dass das deutsche Wort „Gymnasiast“ im Französischenlycéen heißt und nicht gymnaste (119).

-      In Text 13 erläutert sie, dass nach den Mengenangaben peu („wenig“) und beaucoup („viel“) de ohne Artikel steht (146).

Sollten diese Hinweise als Wiederholung bzw. als Auffrischung, gedacht sein, so ist ihre Erwähnung vertretbar. Ansonsten handelt es sich hier jedoch um Selbstverständlichkeiten, die man bei Studierenden des Französischen unbedingt voraussetzen muss.

Etwas ungewöhnlich ist auch, dass die Autorin an der einen oder anderen Stelle Übersetzungsmöglichkeiten für Begriffe angibt, die so nicht existieren. In Text 5 ist im deutschen Text die Stelle zu übersetzen: „und betrachtete prüfend sein Gesicht“. Die angegebene französische Übersetzung hierfür lautet: „et examina attentivement son visage“. Hierzu schreibt die Autorin:

Das Adverb „prüfend“ heißt nicht critiquement, weil dieses Adverb nicht existiert. (48)
An einer anderen Stelle in Text 5 kommentiert sie hinsichtlich der Übersetzung des deutschen Wortes „kurz“:

Für die Wiedergabe von „kurz“ im Französischen eignet sich die vom Adjektiv bref abgeleitete Sonderform brièvementam besten. ... Zudem existiert das Adverb courtement nicht. (51)

Solche Informationen sind nicht nur nicht nützlich, sondern können im Lernprozess sogar kontraproduktiv wirken: Sie können dazu führen, dass der Lernende sich genau solche Formen einprägt, die falsch sind oder nicht existieren. Vermutlich ist die Präsentation solch zweifelhafter Informationen dem Umstand geschuldet, dass der Autorin in ihren Übersetzungskursen von Seiten der Studierenden diese Lösungsvorschläge angeboten wurden und sie sie hier als Negativbeispiele einbringt. In einem Übungsbuch wie dem vorliegenden sind diese Informationen jedoch nicht zielführend.

Wünschenswert wäre auch gewesen, wenn die Autorin sich – im Vorwort oder in einem eigenen Kapitel – grundsätzlich zu dem Thema, wie man als Studierender an das Thema „Übersetzen“ herangeht, geäußert hätte. Bekanntermaßen genügt es nicht, dass man sich hinsetzt und darauf beschränkt, Text für Text zu übersetzen. Die Kunst des Übersetzens muss vielmehr langfristig angegangen werden. Es fehlt hier der entscheidende Hinweis darauf, dass man das Übersetzen am besten lernt, indem man, abgesehen von den obligatorischen Aufenthalten im Land selbst, über einen längeren Zeitraum viel liest. Regelmäßige Zeitungslektüre, das Lesen von Belletristik, regelmäßig Radio zu hören und fernzusehen, all dies ist notwendig, um in die Fremdsprache tief „einzutauchen“ und ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln - ein Gefühl dafür, „was geht“ und „was nicht geht“. Tipps dieser Art würden dem Buch sicherlich gut tun und vom studierenden Publikum bestimmt gern aufgenommen.

Abgesehen von den erwähnten kleinen Unzulänglichkeiten ist dieses Arbeitsbuch auf jeden Fall sehr nützlich - insbesondere für das Selbststudium.


Adresse der Verfasserin:

Barbara Beyersdörfer
Hochschule für Technik und Wirtschaft - Campus Rotenbühl
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Waldhausweg 14
66123 Saarbrücken
E-Mail: barbara.beyersdoerfer@htw-saarland.de