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JLLT edited by Thomas Tinnefeld
Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 2 (2011) Issue 2
pp. 299 - 323




Modell zur Entwicklung eines fremdsprachlichen Aufsatzlernsystems


Shing-Lung Chen (Kaohsiung, Taiwan)


Abstract (English)
Existent learning systems for essay writing have mainly been developed by engineers. These systems usually offer learners a platform to write their essays on the computer. However, to date, there is a lack of genuine helping systems, specifically developed for learners, to assist them in producing essays. Corpora which are available on the Internet and which are frequently used as reference, mostly compile specialized texts written by native speakers. Therefore, the expressions used in those texts go well beyond the learners’ language level and thus do not meet their needs. This paper describes a newly developed automatic learning system for essay writing which provides learners with theme-orientated model essays, with expressions appropriate for them and with commonly made mistakes so that these can be avoided from the start.


Abstract (Deutsch)
Bestehende Aufsatzlernsysteme sind vornehmlich von Technikern entwickelt worden und bieten meist eine Plattform, auf der Lerner ihre Aufsätze am Computer schreiben können. Bislang fehlt jedoch ein genuines, eigens für Lerner entwickeltes Hilfsmittel zur Erstellung von Aufsätzen. Da in online existierenden Muttersprachenkorpora, die nicht selten als Nachschlagewerke verwendet werden, meist Sachtexte von Muttersprachlern gesammelt werden, gehen die dort angebotenen Ausdrücke über das Sprachniveau der Lerner hinaus und entsprechen somit nicht deren Bedarf. Im Artikel wird ein neu entwickeltes, automatisches Aufsatzlernsystem beschrieben, das Lernern sowohl themenorientierte Musteraufsätze mit für sie geeigneten Ausdrücken anbietet als auch häufig vorkommende Fehler auflistet, damit diese Fehler von Anfang an vermieden werden können.







1  Einleitung


Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Sprachdatenkorpora zum Lernen beitragen können (Lu 2007: 6, Chuang 1994 und Wang 2001). Ein Datenkorpus besteht aus empirischen Sprachdaten und bietet den Lernern Belege (Beispiele) authentischen Sprachgebrauchs an. Die Lerner können beim Sprachlernen oder beim Aufsatzschreiben die gefundenen Belege (Beispiele) selbst direkt oder mit kleinen Änderungen verwenden.. Auch He vertritt die Ansicht, dass das Korpus dem Fremdsprachenunterricht sehr behilflich sei:


Der Vorteil eines Korpus‘ besteht darin, dass es sehr viele Daten enthält, die schnell und genau durchsucht werden können. Somit bietet es der Lösung des Problems ‚Lehren‘ einen innovativen Weg an. (He 2004c: 26)[1]


Lu (2007) hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein Sprachdatenkorpus Lernern hilft, beim Aufsatzschreiben eigene Fehler zu korrigieren oder zu vermeiden:


In ihren Forschungen haben Lu & Lin (2004), Lu (2005) sowie Lu & Wu (2005) nachgewiesen, dass die Verwendung von Sprachdatenkorpora und die Selbstkorrektur der Lerner in engem Zusammenhang steht. (Lu 2007 : 13)[2]


Viele Sprachwissenschaftler haben zwar aus Aufsätzen von Lernern ein Datenkorpus aufgebaut. Aber sie haben dieses Datenkorpus oft nur zu Forschungszwecken verwendet und kein Aufsatz-Lernsystem daraus entwickelt (z.B. Shih 2001, Lu 2007, Huang 2001, Gui & Yang 2002, Yang, Gui & Yang 2005, Yang & Wei 2005). Ein derartiges fremdsprachliches Aufsatz-Lernsystem (ein automatisches Datenaufbausystem; zu Einzelheiten, vgl. Kap. 4.2) fehlt bis dato: Lerner können beim Aufsatzschreiben oft weder die gewünschten Sätze in der entsprechenden Fremdsprache noch Mustertexte zu denselben Themen finden. Außerdem möchten Lerner wissen, welche Fehler andere Lerner des gleichen Sprachniveaus machen, damit sie selbst dieselben Fehler vermeiden und damit sie aus den Fehlern die wesentlichen Unterschiede zwischen ihrer Muttersprache und der Zielsprache erfassen können.


Im vorliegenden Artikel wird mit Blick auf die soeben beschriebenen Bedürfnisse von Lernern ein Aufsatzlernsystem entwickelt (vgl.Kap. 4.2), das
  • die Muster der Aufsätze,
  • die gewünschten Sätze zum Aufsatzschreiben sowie
  • häufig vorkommende Fehler von Lernern desselben Sprachniveaus beim Aufsatzschreiben aufzeigt,
so dass Lerner beim Schreiben eines Aufsatzes sowohl die Mustertexte über jeweils dasselbe oder über ähnliche Themen erhalten als auch die gewünschten Sätze zum Aufsatzschreiben finden können (vgl. Kap. 4). Das Aufsatz-Lernsystem ist dabei nicht sprachspezifisch. In diesem Artikel nehmen wir chinesische Deutschlerner und deutsche Chinesischlerner als Beispiel und stellen dar, wie das gewünschte Aufsatz-Lernsystem entwickelt werden soll.


2  Probleme ausländischer Lerner beim Aufsatzschreiben


Marktgängige Nachschlagwerke können den Lernern nicht aktiv dabei helfen, ihre Probleme beim Aufsatzschreiben zu lösen.


Beim Schreiben treten folgende Hauptprobleme auf:
·   Man hat zwar viele Sätze gelernt. Beim Schreiben weiß man jedoch nicht, wie man den gewünschten Satz in der Fremdsprache ausdrücken soll.
·     Der Lerner versucht oft mittels Wörterbuch oder Übersetzungs-Software, dieses Problem zu lösen, jedoch oft erfolglos.


Wenn man beim Schreiben nicht weiß, wie man sich in der Fremdsprache ausdrücken soll, schlägt man gemeinhin im Wörterbuch nach. Die meisten Wörterbücher dienen hauptsächlich der Erklärung von Wörtern, es gibt jedoch nur wenige Beispielsätze, außerdem treffen sie oft nicht das, was der Lerner ausdrücken will. Mit den gefundenen fremdsprachigen Wörtern bilden Lerner aus Mangel an Sprachkenntnissen oft falsche Sätze.


Ein Beleg für diesen Zusammenhang ist das folgende Beispiel:


(B 1) (ich) (bin) 165 公分 (165 Zentimeter) (groß)


Chinesische Deutschlerner bilden aus den im Wörterbuch gefundenen Wörtern nicht selten den folgenden Satz:


*Ich bin 165 Zentimeter groß.


Der korrekte Satz lautet jedoch:


Ich bin 1 Meter 65 groß.


Ein weiteres Beispiel ist:


(B 2) (Ich)(sehr)(kalt).


Auf der Basis der im Wörterbuch gefundenen Wörter bilden die Lerner dann den falschen Satz:


*Ich sehr kalt.


Statt dessen sollte der Satz lauten:


Mir ist kalt.


Wird eine Übersetzungssoftware verwendet, kann es vorkommen, dass der von der Software übersetzte Satz ebenfalls falsch ist. Derzeit ist die Korrektheitsrate von  Übersetzungsprogrammen so niedrig, dass manche Wissenschaftler gar behaupten, sie seien nutzlos:


At a 1952 conference, however, Bar-Hillel reported that building a fully automatic translation system was unrealistic and years later still remained convinced that a fully automatic high-quality machine translation system was essentially unattainable (Ball-Hillel 1960/2003: 45, zitiert nach Quah 2006: 7)[3]


Wenn der Lerner die Fremdsprache weder gut beherrscht, noch die Fehler im übersetzten Satz zu erkennen vermag, ist der Satz für ihn nicht nur keine Hilfe, sondern sogar irreführend.


Um das Problem von Wörterbüchern mit dem von Übersetzungs-Software zu vergleichen, verwenden wir hier dieselben Beispiele:


(B3 (ich) (bin) 165 公分 (165 Zentimeter) (groß) „


Nach der Eingabe des chinesischen Satzes erscheint in der Übersetzungssoftware Wordlingo die folgende deutsche Übersetzung:


* Ich bin 165 Zentimeter hoch.[4]

Und nicht - wie gewünscht -:


Ich bin 1 Meter 65 groß.


Für unser zweites Beispiel


(B4) 我很冷.


generiert die Übersetzungssoftware den folgenden deutschen Satz:


Ich bin sehr kalt.[5]


Und ebenso nicht – wie gewünscht -:


Mir ist kalt.


Manche Lerner verwenden beim Aufsatzschreiben auch das Internet als Nachschlagewerk. Im Internet sind anhand Stichwörtern zwar zahlreiche Beispiele zu finden, aber die meisten Beispiele entsprechen weder dem Sprachniveau noch der Darstellungsweise der Lerner beim Aufsatzschreiben. Da das Internet auf einem Datenkorpus basiert, wird es hier in Kap. 3 behandelt.


3 Aufsatzdatenkorpus und Aufsatzanalyse deutscher Chinesischlerner und taiwanischer Deutschlerner


Im Kontext mit dem hier zu beschreibenden Aufsatzdatenkorpus und der von uns entwickelten Aufsatzanalysemethode behandeln wir zunächst die folgenden Gesichtspunkte:
(a)   die Art der Erforschung der Lerneraufsätze, in deren Rahmen die Fehleranalyse eine wichtige Rolle spielt. Aus diesem Grunde wird hier zunächst kurz auf den Forschungsstand der Fehleranalyse und der Lernersprache (Lernerkorpora) eingegangen.
(b)   die Effektivität der Verwendung von Sprachdatenkorpora durch die Lerner. Im Rahmen dieser Frage wird analysiert, ob die jetzigen Korpora den Lernern beim Aufsatzschreiben von Nutzen sind.


Sprachwissenschaftler untersuchen Aufsätze von Lernern – also deren Sprachproduktion -, um festzustellen, welche Fehler diese machen, und zu ermitteln, welche Lernschwierigkeiten sie haben, um Voraussagen hinsichtlich bestimmter, möglicherweise in der Zukunft auftretender Fehler treffen zu können. Dazu werden in konkreten Aufsätzen einzelne Fehler identifiziert, und es wird auf konkrete Belegstellen eingegangen (z.B. Tomaszewski & Rug 1996, Vaillant 1996, Chen 1999, James 2004 und Jahr 2010). Da das Untersuchungsmaterial meist auf einer begrenzten Zahl von Aufsätzen basiert, können nur für einzelne Fehler Belege aufgelistet werden. Dabei können jedoch weder Fehlertypen ermittelt, noch Aussagen darüber getroffen werden, wie häufig die jeweiligen Fehler bei bestimmten Lernergruppen vorkommen (Jahr 2010, Chen 1999, Kleppin 2010, Lai 1994).


Im Lauf der Zeit verlagert sich der Schwerpunkt der Analyse von den einzelnen Fehlern der Lerner auf die Komplexität der Lernersprache. Edmondson & House vertreten die Ansicht, dass die Fehleranalyse und die Untersuchung der Lernersprache für das Fremdsprachenlehren und -lernen hilfreich sind:


Die Analyse von Lerneräußerungen und der sogenannten Lernersprache ist ein zentrales Untersuchungsfeld der Sprachlehrforschung. Dabei wird versucht, aus psycholinguistischer Sicht ein besonderes Verständnis des Fremdsprachenlernens zu gewinnen... Output wird analysiert, um interne Verarbeitungsprozesse zu entdecken. (Edmondson &House 2000 : 204).


Der Unterschied zwischen der Fehleranalyse einerseits und der Analyse der Lernersprache andererseits besteht darin, dass die Fehleranalyse sich auf die Fehler der Lerner konzentriert und die Analyse der Lernersprache – gegebenenfalls im Vergleich mit der Zielsprache - die Besonderheiten der Lernersprache ermittelt. Bei der Analyse der Lernersprache wird mit Hilfe der Informationstechnologie aus Aufsätzen der Lerner ein Datenkorpus gebildet und es werden die Besonderheiten der Lernersprache analysiert (Shih 2000 und Lu 2007)[6]. Außerdem ermöglicht die Informationstechnologie eine schnelle Suche und die statistische Auswertung der Sprachphänomene der Lernersprache. Damit kann man beispielsweise ermitteln, wie welche Satzstrukturen mit welcher Häufigkeit und in welcher Weise in der Lernersprache verwendet werden oder wie häufig derselbe Ausdruck in der Lernersprache und in der Zielsprache vorkommt. Außerdem kann damit z.B. die Abfolge der grammatischen Strukturen ermittelt werden, um zu erkennen, ob die im Lehrwerk angebotene Grammatikprogression für die Lerner geeignet ist. Aus dieser Analyse können aus dem realen Sprachgebrauch der Lerner eine geeignete Lernprogression und ein darauf abgestimmter Lerninhalt ermittelt und entsprechend umgesetzt werden.


In Europa konzentriert sich die Literatur auf die Fehleranalyse der europäischen Sprachen (vgl. z.B. Putzer 1994, Wotjak 1994, Mayr 1985, Böttger 2008 etc.[7]

In Taiwan werden die Fehler von Deutschlernern meist aus deren Aufsätzen herausgefiltert und auf Satzebene analysiert (vgl. z.B. Chen 1999, Jahr 2010). Lai (1994) hat ganze Aufsätze von Deutschlernern aufgelistet und deren Fehler auf der Textebene behandelt.

Solche Aufsatzfehleranalysen werden meist in Buch- oder Zeitschriftenform publiziert. Wenn Lerner beim Aufsatzschreiben nicht wissen, wie sie einen gegebenen Sachverhalt ausdrücken sollen, ist es schwierig, in traditionellen, papierbasierten Publikationen die gewünschten korrekten Sätze zu finden. Deshalb sollen die Aufsätze von uns in einem Datenkorpus zusammengestellt werden.

Zum Zweck des Aufbaus eines Datenkorpus‘ vertreten Biber, Conrad & Reppen die  folgende Ansicht:
-it [a corpus; S-H.C] is empirical, analyzing the actual patterns of use in natural texts;
-it utilizes a large and principled collection of natural texts, known as a “corpus”, as the basis for analysis;
-it makes extensive use of computers for analysis, using both automatic and interactive techniques (1998:4).


    Eine ähnliche Ansicht vertritt Granger :
Im Vergleich zu den traditionellen Daten der Lernersprache zeichnen (...) die jetzigen Lernersprachendatenkorpora die empirischen zielsprachlichen Verwendungen der Lerner auf. Sie beinhalten somit authentisches Material, sind natürlich, umfangreich und repräsentativ... . (Granger 1998, siehe He 2004d: 282)[8].

    In den meisten Lernersprachkorpora ist die Sprachproduktion englischer Lerner zusammengestellt.     
    Korpora von Englischlernern sind :
(a) International Corpus of Learner English (ICLE)
   (vgl. http://www.uclouvain.be/en-cecl-icle.html).
(b) The Longman Learners’ Corpus
(c) Cambridge Learners Corpus
(vgl..http://cambridge.org/tw/elt/catalogue/subject/custom/item3646603/Cambridge-International-Corpus-Cambridge-Learner-Corpus/?site_locale=zh_TW#whatiscorpus).
(d) Datenkorpus der Englischlerner aus China: Chinese Learner English Corpus
(vgl. Gui und Yang 2002).
(e) Datenkorpus der Englischlerner aus Taiwan: In Taiwan baute Shih anhand 2000 englischen  Aufsätze der taiwanischen Lerner ein Datenkorpus (Shih 2000: 91).[9]


Es fehlt sowohl ein Aufsatzdatenkorpus von taiwanischen Deutschlernern als auch eines von deutschen Chinesischlernern[10]. Außerdem dienen die meisten Lernersprachdatenkorpora bzw. Aufsatzkorpora ausschließlich Forschungszwecken (z.B. Shieh 2000, Lu 2007, Gui und Yang 2002, Yang & Gui 2005). Aus den gesammelten Aufsätzen wurde kein Aufsatzlernsystem entwickelt.
Manche taiwanischen Deutschlerner verwenden beim Aufsatzschreiben das Internet als Datenkorpus. Wenn ein chinesischer Deutschlerner beim Aufsatzschreiben nicht weiß, wie ein Sachverhalt auf Deutsch ausgedrückt werden soll, sucht er die gewünschten deutschen Ausdrücke im Internet oder im deutschen Datenkorpus: Es ist zwar möglich, anhand von Stichwörtern der Zielsprache die gewünschten Ausdrücke ausfindig zu machen, aber die gefundenen Sätze gehen meist über das Niveau des Lerners hinaus, so dass er sie nicht unmittelbar übernehmen kann. Wenn ein Lerner zum Beispiel in einem Aufsatz seine Geburtstagsparty beschreiben soll, findet er im Internet schwerlich Texte und Sätze, die seinem Niveau und seinen Lebensumständen entsprechen. Unter dem Stichwort ‚Party’ findet er zum Beispiel einen komplexen Satz wie:


    Um sich schon vor dem Party-Wochenende kennen zu lernen, stehen den registrierten Mitgliedern zudem 
    diverse Flirt- und Kommunikationsmöglichkeiten zur  Verfügung. (http://www.party.de/berlin/; 10.08.2011). 


   Unter dem Stichwort ‚Geburtstag’ können schwerlich Schüleraufsätze zu diesem Thema gefunden
   werden:
„Herzlich Willkommen auf unseren Internetseiten rund ums Thema Geburtstag und den jährlichen Ehrentag von Groß und Klein.“
(http://www.geburtstag-abc.de/) .


   Solche problematischen Phänomene tauchen auch bei den vorhandenen Zielsprachendatenkorpora auf, in denen die Sprachproduktion von Muttersprachlern belegt ist. Diese einsprachigen Datenkorpora dienen als Referenz- bzw. Nachschlagwerke für das Aufsatzschreiben. Solche Korpora stammen jedoch oft aus Sachtexten, die der Art der Texterstellung fremdsprachiger Lerner inhaltlich nicht entsprechen.

   Lu (2007b: 52) lässt ihre taiwanischen Studierenden, die Spanisch als Fremdsprache lernen, beim Aufsatzschreiben einsprachige spanische Datenkorpora als Nachschlagewerke verwenden. Sie kommt jedoch zu der Schlussfolgerung, dass einsprachige Zielsprachenkorpora als Lernhilfssystem für das Aufsatzschreiben nicht geeignet sind:

Im Bezug auf das Sprachniveau beinhaltet das spanische Muttersprachenkorpus viele unbekannte Wörter und komplizierte Satzstrukturen. Für chinesische Spanischlerner der fortgeschrittenen Grundstufe ist es nicht einfach, den Text ohne geeignete Hilfsmittel zu verstehen. In einem umfangreichen und vielfältigen Datenkorpus entsteht durch die große Menge an Sprachmaterial Druck, weil die Lerner der fortgeschrittenen Grundstufe nicht wissen, was sie aus dem umfangreichen Sprachmaterial auswählen sollen. Deswegen gehen einige Lerner auf die traditionelle Art und Weise vor und verwenden papierbasierte Nachschlagewerke“ (Lu 2007: 52)[11].

Ein chinesisch-deutsches Parallelkorpus hilft ebenfalls beschränkt beim Verfassen deutscher Aufsätze: Chen (2008: 127ff) hat zwar ein Lernsystem aufgebaut, durch das der Deutschlerner anhand chinesischer Ausdrücke die entsprechenden deutschen Sätze - und der Chinesischlerner anhand deutscher Ausdrücke die entsprechenden chinesischen Sätze - finden kann. Um einen Aufsatz zu schreiben, benötigt man jedoch außer korrekten Sätzen auch noch Mustertexte, um zu sehen, wie Sätze zu einem Text geformt werden können. Außerdem wollen Lerner die häufig vorkommenden Sprachfehler der Mitschüler parallel mit den korrekten deutschen Ausdrücken vergleichen, damit sie eigene Fehler erkennen, und gleiche Fehler nicht wiederholen.

Beim Aufsatzschreiben müssen Sätze sprachlich exakt ausgedrückt und aus diesem Grunde muss viel Zeit bei der Formulierung verwendet werden. Das Aufsatzlernsystem (vgl. Kap. 4) bietet zu demselben Thema viele Aufsätze sowie einzelne Sätze, die bereits exakt formuliert worden sind. Deswegen kann der Benutzer die Sätze mit kleinen Änderungen oder unmittelbar übernehmen. Das Aufsatzlernsystem ermöglicht somit den nachhaltigen Erwerb von Know-How zum Verfassen von Aufsätzen.

Mit anderen Worten soll ein Aufsatzlernsystem die gewünschten korrekten Sätze und Mustertexte bereitstellen. Außerdem soll es die Möglichkeit eröffnen, aus dem Vergleich der Fehler anderer Lerner mit der Ausdrucksweise von Muttersprachlern die Ausdrücke zu lernen, die in der Fremdspache authentisch verwendet werden.

Die genannten Ziele werden in dem Aufsatzlernsystem, das im vorliegenden Artikel beschrieben wird, realisiert.

Es wird hier ein Aufsatzlernsystem entwickelt, das sowohl ein aktives Aufsatzschreibsystem als auch ein passives Hilfesystem beinhaltet. Im Aufsatzschreibsystem soll der Lerner üben, einen Aufsatz zu verfassen. Das System bietet außerdem sowohl Mustertexte an als auch die gewünschten Sätze zu dem jeweiligen Thema und die Fehler anderer Lerner bezüglich des Themas: Es wird somit ein Modell entwickeln, das Aufsätze der Lerner automatisch und dauerhaft sammelt und aus diesen Aufsätzen ein Hilfesystem zum Verfassen von Aufsätzen aufbaut. Das System verbindet Lerner (z. B. einen deutschen Chinesischlerner und einen chinesischen Deutschlerner) im Internet paarweise und bietet ein Forum an, in dem chinesische und deutsche Lerner sich gegenseitig ihre Aufsätze korrigieren und über ihre Fehler diskutieren. Die Aufsätze werden zudem von Muttersprachlern korrigiert. Aus der Korrektur kann entsprechend gelernt werden, wodurch die Lerner zu der Erstellung weiterer Aufsätze motiviert werden. Die korrigierten Aufsätze können vom Aufsatzlernsystem anschließend als Mustertexte angeboten werden (vgl. Kap. 4). Sie werden somit Teil des Hilfesystems (vgl. Kap. 4.2). Das gemäß dem Modell dieses Artikels aufgebaute Aufsatzlernsystem hat somit folgende Funktionen:
  • Es bietet Lernern die Möglichkeit, aktiv Aufsätze zu verfassen. Die gesammelten Aufsätze können als Untersuchungsmaterial für die Analyse der Lernersprache sowie für die Fehleranalyse verwendet werden.
  • Die korrigierten Aufsätze bilden ihrerseits ein Datenkorpus. Sie können als Hilfsmittel angeboten werden, damit Lerner aus Fehlern Anderer lernen. Sie dienen daher sowohl als Belege der Fehleranalyse der Aufsätze als auch als Mustertexte für das Aufsatzschreiben über gleiche oder ähnliche Themen (vgl. Kapitel 4).


4   Modell eines Aufsatzlernsystems


Beim Aufsatzlernsystem für ausländische Deutschlerner könnten Aufsätze  deutscher Muttersprachler verwendet werden, damit die Lerner diese nachahmen. Ein derartiges Aufsatzlernsystem entspricht jedoch nicht dem Bedarf von Deutschlernern.  Deutschlerner wollen vielmehr wissen, wie sie die von ihnen anvisierten Sätze korrekt ausdrücken können. Da jeder Lerner in seinem Aufsatz seine eigene Situation darstellen will, zieht er es vor, seinen eigenen Aufsatz korrigieren zu lassen, als den Aufsatz eines deutschen Muttersprachlers nachzuschreiben.
Außerdem möchte der Lerner wissen, was andere auf demselben Sprachniveau geschrieben haben. Deshalb sollte er Aufsätze von anderen Lernern als Referenz zur Verfügung haben. Darüber hinaus möchte der Lerner auch meist seinen eigenen Aufsatz mit anderen Aufsätzen zu demselben Aufsatzthema vergleichen, damit er sein Thema sowohl inhaltlich als auch sprachlich detaillierter darstellen kann.

Aus diesem Zusammenhängen ergibt sich, dass ein Aufsatzlernsystem folgende Hauptfunktionen haben sollte:
·   Die Korrektur von Fehlern und die Aufzeigung von Möglichkeiten, die gewünschten Inhalte sprachlich adäquat auszudrücken;
·        Die Aufzeigung von Prinzipien der Texterstellung und Textorganisation.


Im Folgenden wird ein Modell dargestellt, mit dessen Hilfe ein adressatengerechtes Aufsatzlernsystem entwickelt werden kann. Das Aufsatzlernsystem besteht aus zwei Subsystemen:
·        einem Aufsatzschreibsystem und
·        einem Aufsatzhilfesystem.




4.1  Aufsatzschreibsystem


Das Aufsatzschreibsystem soll die Lerner ermutigen, Aufsätze zu verfassen, wodurch das Aufsatzdatenkorpus ständig erneuert und vergrößert wird. Die Lerner haben die Möglichkeit, ihre Aufsätze von einem Muttersprachler korrigieren lassen und mit diesem über die Fehler der Aufsätze zu diskutieren. Somit werden die Lerner dazu motiviert, mehrere Aufsätze zu schreiben.
Dieses Aufsatzlernsystem kann mehrsprachlich gestaltet werden. Hier nehmen wir taiwanische Deutschlerner und deutsche Chinesischlerner exemplarisch als Austauschpaar.
Nachdem der Lerner ins System sich registriert hat, kommt er zunächst zum Menü:
  • Sprache auswählen:
Der Lerner muss zunächst wählen, ob er einen deutschen oder einen chinesischen Aufsatz schreiben möchte. Wählt ein Deutschlerner die deutsche Sprache aus, kommt er z.B. in den Bereich Aufsätze Deutsch“.
  • Eigenschaften oder Daten des jeweiligen Aufsatzes festlegen:
Der Benutzer muss zunächst die vorgeschriebenen Daten angeben:
    • Herkunftsland auswählen oder eingeben:
   z. B. Taiwan, Hongkong, China etc.
    • Sprachniveau des Lerners angeben,
z. B. A1, A2, B1, B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens.      
    • Aufsatzthema auswählen oder eingeben:
  wie z. B. „Lebenslauf“, „meine Geburtstagsparty“,  „meine Familie“ oder „Reklamation“.


Nach der Angabe des Aufsatzthemas geht der Lerner weiter zum eigentlichen Aufsatzschreiben. Hier hat er die folgende Schritte zu bewältigen:

  • Schwerpunkte der Abschnitte auswählen oder eingeben:
Beim Aufsatzschreiben muss der Lerner am Anfang jedes Abschnitts dessen Schwerpunkt angeben, damit sein Aufsatz später entsprechend in Abschntte eingeteilt und sortiert werden kann. Das Thema und dessen Abschnitt bilden eine Verhältnisgruppe.
Beim Thema „Lebenslauf“ sehen die Schwerpunkte (Unterthemen) wie folgt aus:
„Lebenslauf-Vorstellung“, „Lebenslauf-Fachqualifikation“, „Lebenslauf-Hobby“ etc.
Wenn der nächste Benutzer dasselbe Thema behandelt, erscheinen die behandelten Schwerpunkte, damit die nachfolgenden Benutzer sich möglichst an diesen Schwerpunkten orientieren. Somit können dieselben Abschnitte miteinander verglichen werden. Hat der Benutzer einen eigenen neuen Schwerpunkt, erscheint ein neuer Block zum Schreiben, wie z. B. „Lebenslauf - mein unvergessliches Ereignis“. Dadurch können die Aufsätze je nach Bedarf des Benutzers
o       nach dem „Aufsatzthema“ oder
o       nach den inhaltlichen „Schwerpunkten (Unterthemen)“
sortiert werden.

  • Korrektur-Partner suchen:
Nachdem der Benutzer seinen Aufsatz geschrieben hat, kann er entsprechend seinen Wünschen einen Korrekturpartner suchen, z. B.
    • deutsch/ österreichisch/ schweizerisch,
    • Frau oder Mann,
    • Sprachniveau
    • etc.
Die beiden Partner können im Internet nicht nur gegenseitig ihre Aufsätze korrigieren, sondern auch gemeinsam über die Fehler des Partners diskutieren, damit sie aus den eigenen Fehlern lernen. Somit werden sie bei diesem System bleiben und jeweils nicht nur einen Aufsatz schreiben.

  • Klassifikation der Aufsätze und Aufbau des Korpus:
Die Texte der Benutzer werden im Datenkorpus gespeichert, in einzelne Sätze unterteilt und nach Satzzeichen durchnummeriert. Der Originalsatz wird mit einer Satznummer und dem Buchstaben a versehen. Der vom Partner korrigierte Satz wird mit der originalen Satznummer und mit dem Buchstaben b markiert. Ein Benutzer schreibt beipielsweise den Satz

(11a) Über ein persönliches Gespräch freue ich mich.


Dieser Satz erhält z. B. die Nummer 11a.


Nachdem der deutsche Partner den Satz korrigiert hat, bekommt der korrigierte Satz dieselbe Nummer, aber mit dem Zusatz b, also 11b:


(11b) Über ein persönliches Gespräch würde ich mich sehr freuen.


An der Nummer erkennt man, dass es sich um denselben Inhalt handelt. An dem Buchstaben a sieht man, dass es sich um einen Originalsatz handelt. An dem Buchstaben b erkennt man, dass der Satz korrigiert worden ist.


Die beschriebenen Zusammenhänge lassen sich in dem folgenden Flussdiagramm darstellen:


Abb 1: Ablaufstruktur des Aufsatzschreibsystems




4.2 Aufsatzhilfesystem


Die Daten aus dem Aufsatzschreibsystem werden ständig in das Aufsatzhilfesystem übertragen. Dabei werden die folgenden Schritte durchlaufen:
·        Material nach den Aufsatzthemen sowie nach den inhaltlichen Schwerpunkten (Unterthemen der Aufsätze) sortieren und speichern:
Sobald der Benutzer ein neues Aufsatzthema oder einen inhaltlichen Schwerpunkt angibt, stehen diese nachfolgenden Benutzern im Katalog zur Verfügung. Außerdem werden Aufsätze über dasselbe Thema im jeweils gleichen Bereich gespeichert. Aufsätze, die von Muttersprachlern korrigiert worden sind, werden in das Hilfesystem eingefügt: Dabei wird jeder einzelne Aufsatz in seine jeweiligen Sätze untergliedert, und diese werden durchnummeriert. Die von einem Muttersprachler korrigierte Version wird ebenfalls parallel in einzelne Sätze untergliedert, und diese werden ebenfalls nummeriert. Danach wird aus dem Originalsatz des Lerners und dem durch den Muttersprachler korrigierten Satz eine Verhältnisgruppe gebildet. Beim Aufrufen dieses Satzes erscheinen der Originalsatz und dessen korrigierte Version sowie der Kontext des Originalsatzes (entweder ein Abschnitt oder der jeweilige vollständige Aufsatz) und derjenige des korrigierten Satzes (Abb. 2). So wird aus den Aufsätzen der Lerner ein Hilfesystem aufgebaut (vgl. auch Kap. 4.3).
Wenn ein Benutzer einen Aufsatz schreiben möchte, erscheinen die vorhandenen Aufsätze zu demselben Thema. Der Schwerpunkt als Unterthema trägt den Namen des Aufsatzes (wie z. B. Lebenslauf-Hobby oder Lebenslauf-Qualifikation). An dem Schwerpunkt Lebenslauf- Qualifikation erkennt man, dass das Thema des ganzen Aufsatzes der Lebenslauf ist und dieser Abschnitt die fachliche Qualifikation behandelt. Die Schwerpunkte desselben Aufsatzes bilden eine Gruppe und können dann als Beleg für die Textorganisation zusammen aufgerufen werden.


Das Aufsatzhilfesystem bietet dabei:
·        den Originalsatz des chinesischen Deutschlerners,
·        den von dem Muttersprachler korrigierten Satz,
·        den ganzen Abschnitt sowie den ganzen Aufsatz als Kontext, in dem dieser Satz vorkommt.


Falls der Originalsatz korrekt ist, wird an der zweiten Stelle kein korrigierter Satz angeführt.
Die Aufsätze können je nach dem Bedarf des Benutzers sortiert werden, also
·        nach dem Thema,
·        nach dem Sprachniveau,
·        nach dem Herkunftsland des Benutzers
·        etc.


Das Aufsatzhilfesystem bietet vielfältige Suchfunktionen an, mit deren Hilfe die Lerner rasch und genau die gewünschten Sätze sowie die relevanten Aufsätze finden können. Diese können nach Stichwörtern, nach Aufsatzthemen oder nach Schwerpunkten – also Unterthemen der Aufsätze - aufgefunden werden.  



Abb. 2: Ablaufstruktur des Aufsatzhilfesystems





4.3  Gesamtablaufsstruktur des Aufsatzlernsystems


Das Aufsatzlernsystem besteht – wie zuvor beschrieben - aus zwei Subsystemen:
·        dem Aufsatzschreibsystem und
·        dem Aufsatzhilfesystem


Das Aufsatzschreibsystem bietet Lernern die Möglichkeit, das Verfasen von Aufsätzen zu üben und ihre Aufsätze von Muttersprachlern korrigieren zu lassen. Außerdem können sie im Internet mit ihren muttersprachlichen Lernpartnern sowohl über eigene Fehler diskutieren als auch mündliche Kommunikation in der Zielsprache praktizieren.


Im Aufsatzhilfesystem werden Originalaufsätze mit ihrer korrigierten Version kombiniert, wobei beide parallel aufgerufen werden können. Somit kann der Lerner seine Fehler mit der korrigierten Version vergleichen und dabei lernen, wie ein Satz in der Zielsprache korrekt ausgedrückt wird. Im Aufsatzhilfesystem werden die Originalaufsätze wie auch die korrigierten Aufsätze als Referenzkorpus für das künftige Aufsatzschreiben der Lerner verwendet. Diese können während des Schreibprozesses, Aufsätze über dasjenige Thema aufrufen, über das sie schreiben möchten. Die Lerner können dabei nicht nur verschiedene Musteraufsätze über unterschiedliche Themen, sondern auch durch die Stichwortsuche den jeweils gewünschten Ausdruck, die in seinem Kontext auftretenden Fehler sowie die korrigierte Version des gewünschten Ausdruckes finden. Somit können sie die Fehler anderer Lerner vermeiden und mit Hilfe der von dem jeweiligen Muttersprachler korrigierten Version die von ihnen gewünschten Ausdrücke modifizieren und letztlich ihre fremdsprachliche Kompetenz verbessern.
Abb. 3: Ablaufstruktur des Aufsatzlernsystems


5.  Abschließende Bemerkungen


Aus den bisher zu Forschungszwecken erstellten Sprachkorpora wurde bis dato kein Aufsatzlernsystem entwickelt (Shih 2000, Gui & Yang 2002, Yang, Gui & Yang 2005, Yang & Wei 2005). Die Lerner werden vielmehr dazu angeregt, beim Verfassen von Aufsätzen ein einsprachiges Muttersprachenkorpus oder ein zweisprachiges Parallelkorpus zu verwenden. Wenn der Lerner jedoch nicht weiß, wie er sich in der Fremdsprache ausdrücken soll, sind solche Datenkorpora für ihn lediglich von begrenztem Nutzen. Sowohl in einsprachigen als auch in zweisprachigen Datenkorpora sind oft beliebige Artikel von Muttersprachlern zusammengetragen Sie sind aufgrund dieser Beliebigkeit inhaltlich nicht für das Aufsatzschreiben von Lernern geeignet. Die Sprachverwendung entspricht nicht ihrem Sprachniveau und der Inhalt kann ihren Bedarf nicht befriedigen (vgl. Lu 2007: 52). Zur Schließung der beschriebenen Forschungslücke ist von uns ein, an den Bedürfnissen der Lerner orientiertes Aufsatzlernsystem entwickelt worden.

Das Lernsystem bietet dem Lerner die Möglichkeit, zur Übung Aufsätze zu schreiben. Anschließend setzt es ihn zum Zwecke der Korrektur der entstandenen Aufsätze mit einem Muttersprachler in Verbindung. Auf diese Weise enthält das System sowohl den Originalaufsatz, in dem die Fehler der Lerner auftauchen, als auch die korrigierte Version.  Somit entstehen Mustertexte für künftige Lerner, die ein ähnliches Thema behandeln. Beim Verfassen von Aufsätzen kann der Lerner das Aufsatzlernhilfesystem aufrufen und mittels der integrierten Suchfunktion über Stichwörter oder Aufsatzthemen die gewünschten Ausdrücke oder die gewünschten Mustertexte ermitteln. Da dieses System den Satz des Lerners mit seiner vom deutschen Muttersprachler korrigierten Version verbindet und derselbe Suchbefehl in jedem Datenkorpus gleichzeitg in Aktion tritt, erhält der Lerner sowohl einen Originalsatz mit der korrigierten Version als auch einen Mustertext mit seiner korrigierten Version. Dadurch erkennt der Lerner, welche Fehler er vermeiden und wie er den gewünschten Ausdruck korrekt formulieren kann. Außerdem kann er die Fehler mit der Korrektur im Kontext - also im Abschnitt oder im ganzen Text des jeweiligen Aufsatzes - vergleichen.

Über das Internet kann das System einen chinesischen Deutschlerner mit einem deutschen Chinesischlerner im Sinne Lernpartner in Verbindung setzen. Dadurch, dass die Aufsätze von Muttersprachlern korrigiert werden, werden die Lerner dazu ermutigt, nicht nur einen, sondern mehrere Aufsätze zu schreiben. Die Sprachdaten im Korpus werden somit immer weiter vermehrt. Das System wandelt außerdem automatisch die Originalaufsätze mit ihrer korrigierten Version als Übungsmaterial in eine Lernhilfe für das Aufsatzschreiben um, wobei nimmt es immer mehr Wissen und immer mehr Erfahrungen zum Aufsatzschreiben akkumuliert.




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Autorin:


Prof. Dr. Shing-Lung Chen  
National Kaohsiung First University of Science and Technology (NKFUST)
Seminar für deutsche Sprache und Literatur
2, Jhuoyue Rd.
Nanzih District
Kaohsiung City 811
Taiwan, R.O.C.



[1] Übesetzung: Shing-LungChen; das Originalzitat lautet: „語料庫的優勢在於它的信息儲存量巨大及電腦檢索快捷而準確,因而為解決外語教學中怎麼教的問題提供了一條改革的新途徑“ (He 2004c: 26).
[2] Übersetzung: Shing-Lung Chen; das Originalzitat lautet: “Lu&Lin (2004), Lu (2005)Lu & Wu (2005) 的研究成果推論:語料庫法對於錯誤自我訂正的效果受到相關因素的影響 „(Lu 2007:13).
[3] Vgl. hierzu auch ähnliche Ansichten wie Feng (2005: 8, 10 und 748) und Streiter (1996: 129).
[4] http://www.worldlingo.com/en/products_services/worldlingo_translator.html; 05.08.2011.
[5] http://www.worldlingo.com/en/products_services/worldlingo_translator.html;
  10.08.2011.
[6] Dabei wird im Datenkorpusder Sprachgebrauch von Muttersprachlern mit dem von Sprachlernern verglichen, um Unterschiede zwischen beiden zu ermitteln.
[7] Die Fehler von deutschen Lernern des Chinesischen sind bislang kaum untersucht worden. Es sind keine entsprechenden Veröffentlichungen darüber zu finden.
[8] Das Originalzitat lautet: „與傳統的語言習得研究語料相比學習者語料庫...取自於學習者使用目的語的實況因而具有材料真實自然量大有代表性及用途廣等優點“ (Granger 1998, siehe He 2004d: 282)
[9] Shih (2000) sammelte hauptsächlich englische Aufsätze taiwanesicher Studenten an der Sun Yat-sen Uni., der Soochow Universität, sowie der Taiwan-Universität.
[10] Es gibt aber wenige Lernersprachdatenkorpura über die zweiten Fremdsprachen (vgl. He 2004b; Huang und Li 2002).
[11] Das Originalzitat lautet: “在語言程度上以西語母語者為語料來源的語料庫對於初中階的學習者而言其內容包含了為數不少的生字與複雜結構沒有適當的輔助工具要完整瞭解語意和語法結構並不是一件容易的事。豐富且多樣的語料量對於初中階的學習者而言,反而造成不知如何從眾多範例中選擇的壓力,因此有少數學習者甚至選擇回歸紙本工具書之傳統查詢方式。Lu 2007: 52