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JLLT edited by Thomas Tinnefeld
Journal of Linguistics and Language Teaching
Volume 4 (2013) Issue 1
pp. 153 - 164

Huiqin Mao unter Mitarbeit von David Baumgärtner und Mingyue Liu: Lernwörterbuch Chinesisch. Die meistbenutzten Wörter der chinesischen Sprache. Hamburg: Buske 2011. 546 Seiten. (ISBN 978-3-87548-605-6; DVD beigefügt).
Das vorliegende Lernwörterbuch, umfasst 1200 chinesische Schriftzeichen, die gemäß der phonetischen Umschrift des Chinesischen – dem sogenannten Pinyin – geordnet sind (V). Diesen Schritzeichen sind mikrostrukturell pro Eintrag entsprechende Komposita zugeordnet, deren Gesamtzahl sich auf etwa 6000 beläuft (V). Idealtypisch sind dies somit in etwa fünf Komposita pro lexematischem Eintrag. Das vorliegende Wörterbuch deckt nach Angaben der Autorin die Stufen eins bis fünf des insgesamt sechsstufigen HSK (Hànyǔ Shuǐpíng Kǎoshì - 汉语水平考试)1 ab und wendet sich somit an eine Bandbreite von Rezipienten, die von Anfängern bis hin zu fortgeschrittenen Lernern reicht. Das Lernwörterbuch Chinesisch versteht sich zudem als "Phrasebook", das "als Ergänzung zu Lehrbüchern oder auch für die Text- und Übersetzungsarbeit" (V) verwendet werden kann. Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass dieser Anspruch einer Spagatbildung zwischen einem eigentlichen Lernwörterbuch und einem - per definitionem ungleich umfassenderen - Übersetzungs- und Lesewörterbuch in der Praxis kaum zu erfüllen ist.
Die Einträge der einzelnen Lemmata erfolgen alphabetisch und – bei Vorhandensein der gleichen Phoneme in mehreren Wörtern – intern nach deren Tonhöhe, vom ersten bis zum vierten, also vom hohen, über den steigenden, den niedrig-fallend-steigenden bis hin zum fallenden Ton. Wie in anderen Pinyin-basierten Wörterbüchern auch, ist die Auffindbarkeit von Lexemen somit weitgehend unproblematisch – unter der Bedingung, dass der Nutzer diese phonetisch mehr oder minder korrekt verstanden oder einen schriftlichen Zugang zur Pinyin-Umschreibung des jeweiligen Wortes hat. Diese Ordnung ist die einzige, die makrostrukturell angeboten wird. Es handelt sich somit um ein dominant unidirektionales Wörterbuch Chinesisch-Deutsch (und nicht auch um eines, das die Sprachrichtung Deutsch-Chinesisch berücksichtigt), was für Lernwörterbücher mehr oder minder üblich ist. Die durch diese Struktur erfolgte Ausschließlichkeit der Suche auf der Basis von Pinyin wird dadurch zu kompensieren versucht, dass das Wörterbuch zwei Indizes enthält, die weitere Suchwege zulassen:
  • einen „Index nach Anzahl der Striche von einem bis hin zu fünfzehn Strichen aufsteigend (532ff) und
  • einen „Pinyin-Index "(541ff).
Auch für Benutzer mit grundständigen Chinesischkenntnissen ist es somit möglich, selbständig chinesische Zeichen nachzuschlagen. Wenn dieser Ansatz auch ein sehr löblicher ist, so ist in diesem Kontext dennoch eine erhebliche Chance ungenutzt gelassen worden:
  • Der nach den jeweiligen chinesischen Zeichen geordnete „Index nach Anzahl der Striche“ enthält außer dieser Information lediglich die Zuordnung zu der Pinyin-Umschrift des jeweiligen Wortes. Mit dem Wissen um diese muss der Nutzer den jeweiligen Begriff dann im Hauptteil nachschlagen. Hier wäre es – wenn auch für die Autoren ungleich mühsamer und ebenso erheblich platzgreifender – wünschenswert gewesen, wenn zu jedem der dort in dieser Systematik aufgeführten Lemmata die mit dessen Hilfe verwendeten Komposita und deren Bedeutungen aufgeführt worden wären – wenn also alle 6000 dieses Wörterbuch konstituierenden Einheiten gleichsam auf einen Blick zugänglich wären. Ein solcher komplementärer Ansatz würde es dem Nutzer ermöglichen, die semantische Bandbreite, die die einzelnen Schriftzeichen abdecken, besser einzuschätzen und sich diese somit nachhaltiger einprägen zu können. Auf der Basis dieser Übersichtsinformation könnte der Nutzer dann den Hauptteil konsultieren und die darin befindliche Mikrostruktur zur Kenntnis nehmen. Mit dem gewählten Indexsystem wird ihm diese Möglichkeit jedoch genommen.
    Zudem wäre es wünschenswert gewesen, wenn in dem vorliegenden Index auch die jeweilige Seitenzahl angegeben wäre, auf der das jeweilige Lemma figuriert, oder wenn die einzelnen Lemmata durchnummeriert worden wären und in diesem Index dann die jeweilige laufende Nummer figurieren würde. Diese Informationen hätten es dem Nutzer des Wörterbuches ermöglicht, die gewünschten Informationen auch auf nicht-sprachlichem Wege zu finden, was die Zeit des Nachschlagens deutlich verkürzen würde.
Hinzu kommt in diesem Zusammenhang, dass die Lemmata des Hauptteils zwar alphabetisch nach Pinyin gegliedert sind, diese Pinyin-Umschrift jedoch nicht den Anfang des jeweiligen Eintrags bildet. Dieser wird von dem jeweiligen chinesischen Zeichen repräsentiert. Da das Auge des Nutzers gemeinhin auf den linken Teil der ersten Zeile eines Eintrags fällt und dort das entsprechende chinesische Zeichen figuriert, muss er – wenn er nach Pinyin sucht – immer zunächst einen Schritt nach rechts gehen, um sich zu orientieren. Da die Suche nach Pinyin in der täglichen Nachschlagepraxis erfahrungsgemäß die häufigere ist, hätte man sich als Nutzer die umgekehrte Reihenfolge gewünscht, also zuerst den, dem Ordnungsprinzip folgenden Eintrag des jeweiligen Zeichens in Pinyin und erst danach denjenigen des chinesischen Schriftzeichens selbst. Auch wenn es sich bei dem vorliegenden Wörterbuch nicht primär um ein Nachschlagewörterbuch handelt, wäre ein solcher Lemma-Aufbau für die Nutzer funktionaler gewesen.
  • Auch der Pinyin-Index hätte funktionaler gestaltet werden können, wenn er - zusätzlich zu der grundlegenden Zuordnung Pinyin - Schriftzeichen – zu den einzelnen Schriftzeichen die verschiedenen Komposita und deren Bedeutungen umfassen würde. Eine solche Informationsdarbietung hätte es den Nutzern ermöglicht, die gleichen mnemotechnischen Vorteile, wie sie soeben für "den Index nach Anzahl der Striche" dargestellt worden sind, auch für den Pinyin-Index zu genießen.
Natürlich entstünde durch die hier vorgeschlagene Informationsrepräsentation eine erhebliche Redundanz. Es ist jedoch ein Grundcharakteristikum von Wörterbüchern, dass die in ihnen enthaltenen Informationen zur Redundanz tendieren – man denke beispielsweise an die doppelte Aufführung von Informationen in zweisprachigen Wörterbüchern, in denen viele Informationen sowohl im Teil Fremdsprache - Muttersprache als auch im Teil Muttersprache - Fremdspracheerscheinen. Solchen Redundanzen verdanken Wörterbücher – auch Lernwörterbücher – jedoch einen Großteil ihrer Nutzbarkeit; solche Redundanzen erst lassen sie zu wirklichen Gebrauchswörterbüchern werden, die dem Lerner rasch und zuverlässig weiterhelfen.
Die prinzipielle sprachliche Unidirektionalität des vorliegende Lernwörterbuches wird durch das ganze Werk hindurch beibehalten. Es existiert also kein Register, in dem deutsche Begriffe aufgelistet sind, nach denen gesucht werden kann. Die Suchrichtung ist somit ausschließlich diejenige vom Chinesischen zum Deutschen. Auch hier ist eine Chance ungenutzt gelassen worden, denn die umgekehrt Suchrichtung vom Deutschen zum Chinesischen hätte das vorliegende Wörterbuch in dem von ihm abgedeckten Basisbereich des Chinesischen zu einen unabhängigen Wörterbuch werden lassen. Ohne die Möglichkeit jedoch, Begriffe auch vom Deutschen ausgehend nachzuschlagen, ist der Lerner auf ein weiteres grundständiges Wörterbuch angewiesen, das ihm die Verbindung deutscher Wörter mit den entsprechenden chinesischen Synonymen liefert. Diese Kritik gilt umso mehr auf dem Hintergrund des hohen Anspruchs des vorliegenden Wörterbuches, nicht zuletzt eine Ergänzung zu Lehrwerken darstellen und für die Text- und Übersetzungsarbeit von Nutzen sein zu wollen (s. weiter oben und V)
Grundsätzlich zu loben ist hingegen die Orientierung des Lernwörterbuches nach der Häufigkeit der dargestellten Einträge. Auch wenn dies im Grunde eine Selbstverständlichkeit ist, verdient dieser Gesichtspunkt hier dennoch eine Erwähnung.
Mikrostrukturell sind die einzelnen Lemmata wie folgt aufgebaut2- als Beispiel für den Aufbau der Artikel und die Abfolge der aufgeführten Informationen wählen wir hier das Verbgěi (geben) (135):
  • Haupteintrag: chinesisches Schriftzeichen (ohne deutsche Übersetzung), Pinyin-Umschrift des Zeichens in Klammern, Zuordnung zu der oder den Wortarten: gěi [V/Präp]. Dieser Teil ist weinrot unterlegt und unterstützt so die Orientierung des Nutzers graphisch. Rechts daneben auf dem Seitenrand befindet sich ein DVD-Symbol mit der Nummer der Spur, auf der dieser Eintrag dort in akustischer Form zu finden ist. Danach folgt der erste Eintrag des Lemmas in seiner deutschen Struktur: "j-m etwas geben" (135)
  • Hiernach folgen einer oder mehrere chinesische Beispielsätze zur Veranschaulichung der Verwendung des jeweiligen Lexems in dieser Bedeutung in doppelter Notation (chinesische Schriftzeichen und Pinyin direkt über diesen aufgeführt) mit der deutschen Übersetzung rechts neben dem Beispielsatz.
Beispiele3:
tā gěi le wŏ liăng běn shū
他 给 了 我 两 本 书。
Er hat mir zwei Bücher gegeben. (135)
wŏ gěi nĭ shí kuài qián
我 给 你 十 块 钱
Ich gebe dir zehn Yuan. (135).
zhège xuésheng gěi wŏ de yìnxiàng hěn hăo
 学生 给 我 的 印象 很 好
Dieser Student hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. (135).
  • Danach folgen die weiteren Bedeutungen des jeweiligen Lexems in analoger Behandlung, jeweils mit Beispielen auf Chinesisch mit deren Übersetzung
Beispiel:
    - (Präp) für j-n, zugunsten einer Person mit den Beispielsätzen:
tā měi tiān gěi wǒ dă diànhuà
他  天  我 打 电话。
Er ruft mich jeden Tag an. (135)
wǒ gěi nĭ măi le yì tiáo yú
我 给 你 买 了 一 条 鱼。
Ich habe dir einen Fisch gekauft. (135)

tā gěi wǒmen jièshào le Zhōngguó de qíngkuàng
他 给 我们 介绍 了 中国 的 情况
Er hat uns etwas über China erzählt4(135)
jīntiān lǎoshī gěi wǒmen kàn diànyĭng le
今天 老师 给 我们 看 电影 了。
Heute hat der Lehrer uns einen Film gezeigt. (135)
    - (im Passiv) von j-m mit den Beispielsätzen:
    gěi rén dă le
    给 人 打 了
    verprügelt worden sein

      shǒujī gěi háizi nònghuài le
      手机 给 孩子 弄坏 了
      Das Handy wurde von dem Kind kaputt gemacht.
      qián gěi tā huā guāng le
      钱 给 他 花 光 
      Das Geld wurde von ihm komplett verbraucht. (135
(Für diese Verwendung werden die Synonyme jiào, ràng und bèi angegeben). (135)
  • Lassen mit den Beispielsätzen:
gěi wǒ kànkàn
给 我 看看
Lass mich einmal sehen!

gěi wǒ chángchang
给 我 尝尝
Lass mich einmal kosten. (135)
Diese Darstellung der verschiedenen Bedeutungen eines gegebenen Lexems erweist sich bei näherer Betrachtung als funktional, jedoch nicht sehr gut lesbar. Durch die im Vergleich zum deutschen Text sehr großen chinesischen Schriftzeichen ist das Layout zudem gewöhnungsbedürftig. Es könnte dadurch verbessert werden, dass die Beispiele nicht – wie geschehen – in Form eines in Wörterbüchern üblichen Fließtextes präsentiert würden, sondern in Form einer tabellarischen Übersicht (die wir hier mit Vorschlagscharakter absichtlich gewählt haben). Auf diese Weise würde die Rezeptionsgeschwindigkeit der Nutzer zweifelsohne gesteigert. Der erhöhte Platzbedarf, der durch eine solche Repräsentation entstünde, könnte dabei durch eine jeweils kleinere Schrifttype weitgehend ausgeglichen werden. Auch in dem weiter unten folgenden Beispiel haben wir diese Realisierung entsprechend umgesetzt.
Für Chinesisch-Novizen, die die in den Beispielsätzen vorkommenden Vokabeln noch nicht zu erkennen imstande sind, ergibt sich bei dieser Darstellung jedoch ein grundlegendes Problem: Die Struktur des chinesischen Beispielsatzes wird nicht nachgezeichnet; der Lerner weiß nicht, wie der jeweilige Satz aufgebaut ist, und kann daher aus den Beispielen kaum Nutzen ziehen. Würde der Satz nachgezeichnet, wie es in Lehrwerken mit sehr praktischem Anspruch bisweilen der Fall ist, so wäre der Verwendungswert dieses Lernwörterbuches für den Benutzer ungleich höher. Man könnte sich dabei – unter Verwendung der obigen Beispiele - eine Darstellung die die folgende vorstellen:
gěi
le
liăng
běn
shū.
Er / Sie
geben
(Vergangenheit)
ich
zwei
Stück
Buch
Er hat mir zwei Bücher gegeben.

oder:

Zhège
xuésheng
gěi
de
yìnxiàng
hěn
hăo.
这个
学生
印象
Dieser
Student
geben
ich mich
(Adjekti-
vierungspartikel)
Eindruck
sehr
gut.
Dieser Student hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen.
Bei einer solchen Darstellung ist es möglich, die Satzstruktur auf den ersten Blick zu verstehen und die gegebenenfalls neuen Vokabeln – wie hier yìnxiàng (Eindruck) - gleichsam en passantmitzulernen. Obwohl durch eine solche Maßnahme natürlich der Umfang des Wörterbuches ungleich größer würde, repräsentiert diese durch die damit verbundene, erhebliche Steigerung von dessen Nutzbarkeit und die erhebliche Erhöhung seines fremdsprachendidaktischen Wertes eine durchaus in Betracht zu ziehende Option.
Die zu den einzelnen Einträgen gewählten Beispiele sind in ihrer Mehrheit vergleichsweise nutzungsrelevant, d.h. sie können in fremdsprachlichen Situationen, die in den Zielländern auftretenden können, also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verwendet werden. Beispiele hierfür sind:
nĭ jiào shénme míngzi
你 叫 什么 名字 ?
Wie heißt du? (288)

wŏ māma shì lăoshī
我 妈妈 是 老师
Meine Mutter ist Lehrerin. (276)

nà jiā cānguăn de fúwù hěn hăo.
那家 餐馆 的 服务 很 好
Der Service in diesem Restaurant ist sehr gut. (121)

qĭng shāoděng tā măshàng jiù lái
请 稍等 他 马上 就 来
Bitte warte einen Augenblick, er kommt sofort. (224)

zhù nín xīn de yì nián jíxiáng-rúyì
 您 新 的 一 年 吉祥 如意.
Zum neuen Jahr wünsche ich dir viel Glück und dass deine Wünsche in Erfüllung gehen. (187)
Die angeführten Beispiele beschränken sich dabei nicht auf die Gemeinsprache, sondern lassen sich in zahlreichen Fällen einzelnen Fachsprachen zuordnen:
shèngyú de zījīn kějĭ yònglái gòumăi xīn shèbèi
剩余 的 资金 可以 用来 购买 新 设备
Die überschüssigen Geldmittel können zur Anschaffung neuer Einrichtungen verwendet werden. (360)

zhèngfǔ gōngbù le yí xiàng xīn de fălìng.
政府 公布 了 一 项 新 的 法令
Die Regierung hat einen neuen Erlass bekannt gegeben. (140).
Fachsprachliche Elemente finden sich jedoch noch häufiger auf der terminologischen als auf der Satzebene:
shēnqĭngbiăo
Bewerbungsformular (22)
金融市场
jĭnróng shìchăng
Finanzmarkt (214)
商品
shāngpĭng
Ware, Handelsgüter (311)
输血
shūxuè
Bluttransfusion (375)
und ebenso auf derjenigen der Syntagmen und Redewendungen:
进货
jìnhuò
eine Warenlieferung bekommen (215)
升级
shēngjí
im Rang befördert werden (356)
Somit werden die höheren Stufen der Spracherlernung des Chinesischen - namentlich die vom Wörterbuch anvisierten Stufen 4 und 5 des HSK - mehr oder minder adäquat abgedeckt.
Das vorliegende Lernwörterbuch ist zudem recht reich an Kollokationen, die für die Erlernung jeglicher Fremdsprache eine große Hilfe darstellen:
生孩子
shēng háizi
ein Kind zur Welt bringen (357)
生效
shēngxiào
in Kraft treten (357)
Andere Beispiele sind dagegen situational in ihrem Gebrauchswert beschränkt, wie z.B.:
bù piàoliang jiù bú piàoliang ba zhĭyào néng chuān jiù xíng
不 漂亮 就 不 漂亮 只要 能 穿 就 行
Ob es schön aussieht oder nicht, ist egal, wichtig ist nur, dass du es tragen kannst. (224)

lùbiān zhòng le liăng pái shù
路边 种 了 两 排 树
An der Straßenseite sind zwei Baureihen gepflanzt. (305)

tā de jiāxiāng shān liánzhe shān
他 的 家乡 山 连着 山
In ihrer Heimat fügt sich Berg an Berg. (262)
Andere als Beispiele angeführte Sätze wird man im Kulturkreis der Zielsprache wohl eher nicht oder kaum äußern, wie beispielsweise:
wū lĭ jìngqiāoqiāo de yìdiănr dòngjìng yě méi yǒu
屋里 静悄悄 的 一点儿 动静 也 没 有
Im Zimmer war es ganz still, nichts rührte sich. (97)

zhè zhǒng shípĭn hán gài de chéngfèn bĭjiào duō
这 种 食品 含 钙 的 成分 比较 多
Dieses Nahrungsmittel enthält relativ viele kalziumhaltige Bestandteile. (46).

zuòjiā yào xuéhuì guānchá shēnghuó
作家 要 学会 观察 生活
Ein Schriftsteller muss lernen, das Leben zu beobachten. (148).
Einige deutsche Übersetzungen der Beispiele sind weniger idiomatisch, als man sich dies wünschen mag; deren Anzahl hält sich jedoch in Grenzen, und sie sind in vergleichbaren Publikationen zum Sprachenpaar Chinesisch-Deutsch ungleich häufiger anzutreffen:
jiēdào lùqǔ tōngzhīshū shí tā xīnzhōng chōngmăn le xĭyuè
接到 录取 通知书 时他 心中 充满 了 喜悦 
Als sie die Aufnahmebestätigung erhielt5 war sie von Freude erfüllt. (428)

nĭ rúguǒ bù jiānchí xuéxí de huà kǒuyǔ huì tuìbù de hěnkuài de
你 如果 不 坚持 学习 的 话 口语 会 退步 得 很快 的
Wenn du nicht konstant lernst, wirst du in der mündlichen Sprache schnell Rückschritte machen. (408)

luàn chī dōngxi duì wèi bù hăo .
乱 吃 东西 对 胃 不 好
Willkürlich zu essen6 ist nicht gut für den Magen. (273)
Mit Blick auf die Informationsdarbietung insgesamt kann festgehalten werden, dass diese in sprachsystematischer Form erfolgt, jedoch nicht – wie in Lernwörterbüchern für westliche Sprachen üblich – in thematischer Anordnung. Diese thematische Anordnung ist im Rahmen der Lexikographie für Lernwörterbücher heutzutage die übliche; jegliche sprachorientierte Darstellung - wie die alphabetische - ist zu Recht kritikabel. Im vorliegenden Falle des Bezugs auf eine typologisch von den westlichen Sprachen sehr weit entfernte Fremdsprache kann die gewählte sprachsystematische Anordnung der Einträge jedoch nicht nur gerechtfertigt, sondern vielmehr lobend hervorgehoben werden: Gerade diese Darstellung erlaubt es, lerntheoretisch wertvolle Assoziationsmöglichkeiten für die Nutzer zu schaffen, die durch eine thematische Anordnung nicht in gleicher Weise gewährleistet würden. Dieser Gesichtspunkt soll im Folgenden an dem Beispielshū (Buch) veranschaulicht werden. Dabei wollen wir uns der Übersichtlichkeit halber auf die Ebene der einzelnen Substantiveinträge beschränken und diejenige der Beispiele außer Acht lassen. An mikrostrukturellen Einträgen, die vom Lemma shū (374f) abhängig aufgeführt werden, ergeben sich7 dabei:
shūdiàn
Buchhandlung
说明
shuōmíngshū
Anleitung
zhèngshū
Zertifikat
shūxìn
Brief
shūbāo
Schultasche
shūběn
Buch
shū
Kalligraphie
shūjì 
Sekretär
shūjià
Bücherregal
Eine solche Übersicht über die verschiedenen, auf der Basis von shū gebildeten Komposita ermöglicht es dem Lerner, nicht nur dessen semantische Bandbreite zu erkennen, sondern die einzelnen Lexeme ungleich leichter zu erlernen, als wenn diese in anderer – beispielsweise thematischer – Form aufgelistet würden.
Von erheblichem Vorteil wäre es dabei gewesen, die aufgeführten Lemmata in einen Grund- und einen Aufbauwortschatz zu untergliedern. Eine solche Untergliederung würde es sowohl Chinesisch-Novizen als auch fortgeschrittenen Lernern ermöglichen, die für sie bestmögliche Lernstrategie zu entwickeln. Eine solche Untergliederung könnte dabei in doppelter Weise vorgenommen werden:
  • auf der Ebene der Lemmata und
  • auf der Ebene der Mikrostruktur, namentlich derjenigen der als Subeinträge aufgeführten Lexeme.
Zur Gewährleistung der Übersichtlichkeit einer solchen vierfachen Differenzierung könnten die entsprechenden Bereiche farblich unterschieden werden. Auch dadurch könnte die Nutzbarkeit des vorliegenden Wörterbuches gesteigert werden.
Diese Nutzbarkeit wird andererseits jedoch gefördert durch das Vorhandensein einer mp3-DVD, auf der mit einer Länge von etwa 17 Stunden 235 mp3-Files hörtechnisch abgebildet werden (V). Die Verfügbarmachung eines solchen Mediums stellt für das Lernwörterbuch Chinesisch einen erheblichen Vorteil dar.
Insgesamt weist das Lernwörterbuch Chinesisch zahlreiche Vorzüge auf und stellt eine mögliche Quelle der Erlernung dieser für westlicher Lerner nicht gerade leicht zugänglichen Sprache dar. Dennoch muss hier konstatiert werden, dass das vorliegende Wörterbuch sich eher für fortgeschrittene Lerner - nicht zuletzt zur Vorbereitung auf den HSK-Test - als für Anfänger des Chinesischen eignet: Ohne gewisse Grundlagen des Chinesischen ist das Wörterbuch – trotz der durchgängigen Verwendung von Pinyin und der lernerfreundlichen alphabetischen Ordnung auf Pinyin-Basis – kaum verwendbar. Für eine bessere Einbeziehung von Chinesisch-Novizen wären mindestens die Verbesserungen notwendig, die in der vorliegenden Rezension vorgeschlagen werden. Würden diese in weiteren Auflagen des Wörterbuches berücksichtigt, so könnte sich aus diesem Wörterbuch eine wertvolle Lernquelle zum Chinesischen entwickeln. Da diese hier vorgeschlagenen Modifikationen von ihrer Umsetzung her mit mehr oder minder begrenztem Aufwand möglich sind, sei hiermit an Autorin und Verlag appelliert, diese kurzfristig in Angriff zu nehmen, um somit den Lernern des Chinesischen eine wertvolle Hilfestellung zu leisten.

Rezensent:
Prof. Dr. Thomas Tinnefeld
W3-Professur für Angewandte Sprachen
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Waldhausweg 14
66123 Saarbrücken
Deutschland
E-Mail: thomas.tinnefeld@htw-saarland.de
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1 Der HSK stellt das chinesische Pendant zum englischen TOEFL dar.
2 An dieser Stelle, an der ein gesamter Eintrag des vorliegenden Wörterbuches skizziert wird, ist es unsere Absicht, diesen in seiner Systematik deutlich werden zu lassen, hingegen nicht diejenige, den Eintrag vollständig und in seinem Original-Layout wiederzugeben.
3 Der Übersichtlichkeit halber führen wir die Beispielsätze hier nicht in der im vorliegenden Wörterbuch gewählten Notation auf, sondern in deren Anordnung untereinander, die wir - wie noch ausgeführt werden wird - zudem als die für das vorliegende Wörterbuch geeigneteren Darbietungsform erachten.
4 Hierbei handelt es sich um eine recht freie Übersetzung des chinesischen Ausgangssatzes.
5 An dieser Stelle fehlt im Original das eigentlich notwendige Komma.
6 An dieser Stelle fehlt im Original das eigentlich notwendige Komma
7 In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die in dieser Tabelle aufgelisteten Begriffe zum Teil einerseits den Status von Sub-Einträgen haben andererseits lediglich im Beispielteil aufgeführt sind. Hier wäre mehr Einheitlichkeit wünschenswert.