Volume 4 (2013) Issue 2
pp. 69-81
Konjunktionen
im deutsch-koreanischen Sprachvergleich -
Schwierigkeiten
koreanischer Lerner beim Erwerb des deutschen Konjunktionalsystems
Bok
Ja Cheon-Kostrzewa (Karlsruhe, Germany) / Frank
Kostrzewa (Karlsruhe, Germany)
Abstract
(Deutsch)
Die
Konjunktionalsysteme des Deutschen und des Koreanischen unterscheiden
sich erheblich voneinander und können im Spracherwerbsprozess zu
sprachkontrastiv bedingten Fehlern führen. Während im Deutschen
Konjunktionen und Konjunktionaladverbien als syntaktische
Verknüpfungszeichen mit verschiedener Verknüpfungsbedeutung
verwendet werden, werden im Koreanischen temporale, konditionale und
kausale Konjunktionalformen als Suffixe an einen Stamm angehängt.
Einige der postverbalen Konjunktionalformen können polyfunktional
verwendet werden und stellen aus diesem Grund wiederum eine
Lernschwierigkeit für muttersprachliche und fremdsprachliche Lerner
dar. Die Schwierigkeiten koreanischer Lerner beim Erwerb des
deutschen Konjunktionalsystems werden exemplarisch auf der Basis
einer Studie von Kim (1994) beschrieben.
Stichwörter:
Konjunktionen, Konjunktionaladverbien, Spracherwerb, Kontrastive
Linguistik, Deutsch, Koreanisch
Abstract
(English)
The
conjunctional systems of German
and Korean differ considerably, thus inducing possible errors in the
language acquisition process. Whereas in German, conjunctions and
conjunctional adverbs are used as connectors with different
connecting meanings, the (temporal, conditional, causal)
conjunctional forms of Korean are suffixed to a word stem. Some of
the postverbal conjunctional forms can be applied polyfunctionally,
thus providing a further potential learning difficulty. The
difficulties of Korean learners in the acquisition of the German
conjunctional system are exemplarily described on the basis of a
study carried out by Kim (1994).
Key words:
conjunctions, conjunctional adverbs, language acquisition,
contrastive linguistics, German, Korean
1 Einleitung
Sprachkontrastive
Untersuchungen belegen die deutlichen Unterschiede zwischen dem
deutschen und dem koreanischen Konjunktionalsystem. Während es sich
bei den Junktionen1
im Deutschen entweder um eingliedrige (und, dass, ob, seit, bis),
komplexe (damit, obwohl, wenngleich), mehrteilige (so dass, insofern,
es sei denn dass) oder paarige Junktionen (sowohl - als auch, nicht
nur - sondern auch, entweder - oder; vgl. Duden 2006, 627) handelt,
existieren im Koreanischen zum einen Konjunktionalformen, die als
Suffixe an die Verbalbasen, die erweiterten Stämme oder die
Partizipialformen des Verbs angehängt werden und zum anderen
nominalwertige Konjunktionalformen, die im Kern aus einem Nomen oder
einem nominalwertigen Wort bestehen. Die solchermaßen generierten
Bedingungsgefüge und Abhängigkeitsverhältnisse des Nebensatzes zu
seinem Folgesatz können nach Lewin (1970, 34) höchst
unterschiedlicher Art sein (koordinativ, temporal, konditional,
kausal, konzessiv, adversativ, distributiv, alternativ, final,
resultativ, gradativ, mutativ und stativ). Während die Funktionen
der deutschen Konjunktionen denen der koreanischen
Konjunktionalformen weitgehend ähneln, ist die Schnittmenge
semantisch bedeutungsgleicher Konjunktionen geringer. So weisen
beispielsweise sowohl das Deutsche als auch das Koreanische im
Bereich der Temporalität Konjunktionalformen auf, die den Kategorien
der Vorzeitigkeit und der Nachzeitigkeit zuzuordnen sind, während
die Kategorie der Gleichzeitigkeit im Deutschen nicht vollkommen
identisch ist mit der Kategorie der Abruptheit im Koreanischen (자
– (cha (kaum)),
즈음
– (chuum
(gerade als)), 대로
– (taero
(sobald als)). Des Weiteren stehen Konjunktionalformen des Deutschen,
die ausschließlich einer Kategorie (z.B. konzessiv, kausal,
konditional) zuzuordnen sind, teilweise polyvalente Formen des
Koreanischen gegenüber, beispielsweise nominalwertige
Konjunktionalformen, die in lokativer oder instrumental-direktionaler
Funktion auch adverbial verwendet werden können.
Diese
und weitere Unterschiede zwischen den Konjunktionalsystemen des
Deutschen und des Koreanischen können im Spracherwerbsprozess zu
sprachkontrastiv bedingten Fehlern führen. Hinsichtlich der
antizipierbaren Konvergenzen und Divergenzen zwischen dem
Koreanischen und dem Deutschen muss auch die unterschiedliche
sprachtypologische Verortbarkeit dieser beiden Sprachen bedacht
werden. Während das Deutsche zu den Sprachen mit flektierendem
(auch: fusionierendem) Sprachbau gehört, die die Tendenz haben, die
syntaktischen Beziehungen im Satz durch stammverändernde Elemente
auszudrücken, gehört das Koreanische zu den agglutinierenden
Sprachen, bei denen syntaktische Beziehungen im Satz durch
Stammmarkierungen ausgedrückt werden. Die flektierenden Sprachen
sind formal durch äußere (Affixe: schnell – schneller)
oder aber innere Flexion (Ablaute: gib–
gab;
Umlaute: Vater – Väter)
gekennzeichnet. Während in den indoeuropäischen Sprachen die
Tendenz zur äußeren Flexion dominiert, sind viele der
semito-hamitischen Sprachen (Arabisch, Hebräisch) durch innere
Flexion gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den agglutinierenden Sprachen
ist in der Gruppe der flektierenden Sprachen eine eindeutige
Segmentierung von Wurzel und grammatischer Kennzeichnung zumeist
nicht möglich. Die Wörter in agglutinierenden Sprachen scheinen aus
aneinander geleimten Morphemen zu bestehen, die hinsichtlich ihrer
Form und Funktion eindeutig segmentierbar sind. Zu den
agglutinierenden Sprachen gehören neben dem Koreanischen und
Japanischen aus der ural-altaischen Sprachfamilie auch das Finnische
und Ungarische aus der finno-ugrischen Sprachfamilie sowie das
Türkische und das Swahili.
Kontrastiv
erwartbar ist, dass Konjunktionalformen, die nur in einer der beiden
Sprachen existieren, beim Erwerb der jeweils anderen Sprache zu
Fehlern führen oder aber im Sinne einer Vermeidungsstrategie
vollkommen ausgelassen werden.
Gleichzeitig können Übergeneralisierungen ähnlicher und
vermeintlich sicher beherrschter Formen antizipiert werden.
Um der Frage nachzugehen, welche
Fehler im deutschen Konjunktionalsystem bei koreanischen Lernern des
Deutschen auftreten, sollen in dem vorliegenden Beitrag, basierend
auf einer Studie von Kim (1994), Schwierigkeiten fortgeschrittener
koreanischer Lerner beim Erwerb des deutschen Konjunktionalsystems
beschrieben und analysiert werden. Zuvor jedoch sollen die
Konjunktionalsysteme des Deutschen und des Koreanischen dargestellt
und linguistisch differenziert werden.
2 Zur Differenzierung der Konjunktionen im Deutschen und im
Koreanischen
Buscha
(1989, 9) betrachtet Konjunktionen als „in morphologischer Hinsicht
unveränderliche Worteinheiten, die als syntaktische
Verknüpfungszeichen ohne Satzgliedwert mit je verschiedener
Verknüpfungsbedeutung gebraucht werden“. Dieser Aspekt einer
unflektierbaren und nicht satzgliedfähigen Wortart wird auch von
Bußmann (1983, 258) betont, die zudem, hinsichtlich ihrer
Stellungseigenschaften, zwischen echten und unechten Konjunktionen
unterscheidet. So seien echte Konjunktionen wie aber,
allein, denn, oder, und, sondern nicht
vorfeldfähig, während sich unechte Konjunktionen
(Konjunktionaladverbien) satzgliedhaft wie Adverbiale verhielten und
eine Inversion bewirken könnten.
Lewandowski
(1985, 562) nimmt hinsichtlich der syntaktischen Kriterien eine
Unterscheidung zwischen subordinativen und koordinativen
Konjunktionen vor und rechnet zu den letzteren die kopulativen (und,
sowohl … als auch), die
disjunktiven (oder, entweder
… oder), die restriktiven
(außer),
die adversativen (aber,
jedoch, sondern) und die
kausalen Konjunktionen (denn).
Während subordinative (subordinierende) Konjunktionen „einen von
ihnen eingeleiteten Nebensatz in einen übergeordneten Satz, der ein
Hauptsatz oder ein Nebensatz sein kann“ (vgl. Helbig & Buscha
1986, 182) einbetten, verbinden koordinative (koordinierende)
Konjunktionen Hauptsätze, Nebensätze gleichen Grades oder
Satzglieder miteinander. Bei der Verwendung hauptsatzverbindender
Konjunktionen stehe das finite Verb hinter der Konjunktion und dem
ersten Satzglied. Die Positionierung sei denn auch das entscheidende
Kriterium der Differenzierung zwischen Konjunktionen und Adverbien
(Konjunktionaladverbien).
Die
differenzierteste Unterscheidung hinsichtlich der Bedeutungen und
Funktionen von Konjunktionen findet sich bei Buscha (1989, 16 ff.),
der neben den von Bußmann und Lewandowski genannten Kategorien eine
Reihe weiterer Differenzierungen vornimmt und zusätzlich unter
anderem zwischen alternativ-konzessiv subordinierenden (ob
… ob), explikativ
koordinierenden (das heißt),
final subordinierenden (auf
dass, damit, dass, um … zu),
instrumental subordinierenden (als
dass, um … zu),
irreal-konsekutiv subordinierenden (als
dass), komitativ
subordinierenden (indem),
konditional subordinierenden (falls,
sofern, wenn) und temporal
subordinierenden (als, da,
indes, seitdem)
Konjunktionen unterscheidet.
Helbig
& Buscha (1986) differenzieren in den jeweiligen Gruppen der
subordinierenden und koordinierenden Konjunktionen zwischen
einfachen, zusammengesetzten und mehrteiligen Konjunktionen. Zu den
einfachen subordinierenden Konjunktionen rechnen Helbig & Buscha
(1986, 182) die Konjunktionen dass,
weil, bevor, ehe, obwohl, als, obgleich, während, damit, falls,
indem, wenn und sobald.
Zu den zusammengesetzten
subordinierenden Konjunktionen werden die Konjunktionen als
dass, so dass, (an)statt dass, ohne dass, als ob, als wenn und
außer dass gerechnet.
Typisch für die zusammengesetzten subordinierenden Konjunktionen sei
ihr gleichzeitiges Miteinanderauftreten und Nebeneinanderstehen und
die Untrennbarkeit der beiden Komponenten (Er
erlaubt sich ein Urteil, ohne
dass er die
Literatur gründlich kennt).
Eine Trennung der beiden Konjunktionskomponenten sei in diesen Fällen
nur durch die Einfügung eines Korrelats möglich (Er
erlaubt sich ein Urteil, ohne
die Tatsache, dass
er die Literatur gründlich kennt).
Mehrteilige Konjunktionen können nach Helbig & Buscha (ebd.)
sowohl in subordinierender (je
… desto, wenn auch … so doch)
als auch in koordinativer Funktion (entweder
… oder, nicht nur … sondern auch)
auftreten.
Nach
Lewin (1970, 34ff.) sind die Konjunktionalformen des Koreanischen
insbesondere in Bezug auf die Anschlusstypen zu differenzieren, die
als Basen für die konjunktionalen Endungen dienen können. Hierbei
könne zwischen athematischen (Anschlusstyp 1) und thematischen
Verbalbasen (Anschlusstyp 2), den Konverbal- (Anschlusstyp 3) und den
Temporalstämmen (Anschlusstyp 4) sowie dem Präsens- (Anschlusstyp
5), dem Präterial- (Anschlusstyp 6) und dem Futurpartizip
(Anschlusstyp 7) differenziert werden. Lewin (1970, 35ff.) beschreibt
die semantischen Funktionen der koreanischen Konjunktionalformen
exemplarisch anhand der temporalen, konditionalen und kausalen
Marker.
2.1
Temporale Konjunktionalformen
Die im Folgenden
aufgeführten deutschen Beispielsätze dienen einer möglichst
exakten Übersetzung der koreanischen Konjunktionalformen Für diese
intendierte Nähe zum Ausgangstest werden hier im Deutschen bewusst
Normabweichungen in Kauf genommen.
2.1.1
Postverbale Verwendung / Vorzeitigkeit (der Nebensatzhandlung)
Die
im Folgenden aufgelisteten koreanischen Konjunktionen werden
postverbal verwendet, also als Suffixe an ein Verb angehängt, und
markieren dabei die Vorzeitigkeit der Nebensatzhandlung2:
아/어 (nachdem, Konverbalstamm)서 3-so (nachdem)서야 3-soya (erst wenn)고서 1-goso (als, wenn)고는 1-gonun (als, nachdem)고야 1-goya (nachdem)
면서부터 2-myonsobuto (seitdem)3
Die oben
aufgeführten, postverbal verwendeten koreanischen Konjunktionen
werden im Folgenden in ihrer Verwendung in einem satzwertigen Kontext
illustriert.
서: 선물을 사서 곱게 쌌어요.4Ich habe das Geschenk schön eingepackt, nachdem ich es gekauft hatte.
고서: 아이는 숙제를 하고서 밥을 먹었다.
Nachdem es die Hausgaben gemacht hatte, hat das Kind gegessen.
고야: 아이는 숙제를 하고야 밥을 먹었다.
Nachdem es die Hausgaben gemacht hatte, hat das Kind gegessen.
고서야: 아이는 숙제를 하고서야 밥을 먹었다.Das Kind hat gegessen, erst nachdem es die Hausaufgaben gemacht hatte.
면서부터:일을 시작하면서부터 그 남자는 잠을 설쳤다.Er schlief nicht gut, seitdem er mit der Arbeit angefangen hatte.
2.1.2
Nominalwertige Verwendung
Im Gegensatz zu
den unter Punkt 2.1.1 aufgeführten postverbalen Konjunktionen
handelt es sich bei den im Folgenden aufgelisteten Konjunktionen um
nominalwertige Konjunktionen, die ebenfalls als Suffixe verwendet
werden, aber in diesem Falle statt einem Verb einem Nomen folgen:
뒤(에) 6-dui(e) (nachdem)후(에) 6-hu(e) (nachdem)사이(에) 6-sai(e) (nachdem)다음(에) 6-daum(e) (nachdem)지 6-ji (nachdem, seitdem)이래(로) 6-irae(ro) (seitdem)
Die oben
aufgeführten, nominalwertig verwendeten koreanischen Konjunktionen
werden im Folgenden in ihrer Verwendung in einem satzwertigen Kontext
illustriert.
후(에): 식사 후에 산보를 갔다.Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir spazieren.
뒤(에): 식사를 한 뒤에 산보를 갔다.Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir spazieren.
다음 (에): 식사를 한 다음에 산보를 갔다.Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir spazieren.
지: 서울로 이사한 지 삼 년이 지났다.Drei Jahre sind vergangen, seitdem wir nach Seoul umgezogen sind.
이래(로): 서울로 이사한 이래 삼 년이 지났다.
Drei Jahre sind vergangen, seitdem wir nach Seoul umgezogen sind.
사이(에): 서울로 이사한 사이에 삼 년이 지났다.
Drei Jahre sind vergangen, seitdem wir nach Seoul umgezogen sind.
2.1.3
Gleichzeitigkeit
Die im Folgenden
aufgelisteten koreanischen Konjunktionen werden postverbal verwendet,
also als Suffixe an ein Verb angehängt, und dienen der Markierung
der Gleichzeitigkeit:
매 2-mae (als)면서 2-mynso (während)니(까) 2-ni(kka) (als)더니 1,4-doni (als, retrospektiv)때 – 7 ttae (als, wenn)
무렵(에) – 7 muroyp(e) (während)동안(에) – 5 tongan(e) (während)사이(에) – 5 sai (e) (während)중에 – 5 chunge (während)길(에) – 5 kyol(e) (während)적(에) – 7 chok(e) (wenn, gelegentlich)제 – 7 che (wenn, gelegentlich)
족족 – 5 chokchok (jedesmal wenn)
Die oben
aufgeführten, postverbal verwendeten koreanischen Konjunktionen
werden im Folgenden in ihrer Verwendung in einem satzwertigen Kontext
illustriert.
면서: 그는 텔레비젼을 보면서 저녁을 먹습니다.Er sieht fern, während er isst.
-(으)ㄹ 때: 선생님을 뵈러 갈 때는 선물을 사 가지고 갔어요.Wir haben ein Geschenk mitgenommen, als wir unseren Lehrer besuchten.
적(에): 선생님을 뵈러 갈 적에 선물을 사 가지고 갔어요.Wir haben ein Geschenk mitgenommen, als wir unseren Lehrer besuchten.
동안(에): 그는 밥을 먹는 동안 텔레비젼을 봅니다. (auch: 사이에, 중에)Er sieht fern, während er isst.
2.1
4 Nachzeitigkeit
Die
im Folgenden genannte koreanische Konjunktion wird postverbal
verwendet, und dient der Markierung der Nachzeitigkeit:
기(도)전에 – 1 ki(do)jone (bevor)
Das
folgende Satzbeispiel illustriert den Gebrauch der postverbal
verwendeten Konjunktion zur Markierung der Nachzeitigkeit:
기(도) 전에: 겨울이 오기도 전에 그녀는두꺼운 외투를 장만했다.
Bevor der Winter kam, hat sie einen dicken Wintermantel gekauft.
2.1.5
Abruptheit
Die
im Folgenden aufgelisteten koreanischen Konjunktionen werden
postverbal verwendet und dienen der Markierung der Abruptheit eines
Geschehens:
자 – 1 cha (kaum)자마자 – 1 chamaja (kaum)자말자 – 1 chamalja (kaum)다(가) – 1 ta(ga) (kaum)즈음 – 7 chuum (gerade als)차 – 6 ch’a (gerade als)참에 – 5 ch’ame (gerade als)대로 – 5 taero (sobald als)기가바쁘게 – 1 ki-ga pappuge (kaum)
Die folgenden
Satzbeispiele illustrieren den Gebrauch der postverbal verwendeten
Konjunktion zur Markierung der Abruptheit:
자: 해가 돋자 바다가 붉게 물들었다. (auch: 자마자, 자말자.
Kaum ging die Sonne auf, färbte sich das Meer rot.
차에, 참에, 즈음: 서류를 막 작성할 참에 과장의 전화를 받았다.Der Abteilungsleiter hat mich angerufen, gerade als ich das Formular ausfüllen wollte.
2.2
Konditionale Konjunktionalformen
2.2.1 Postverbale Verwendung
Die
im Folgenden aufgelisteten konditionalen Konjunktionalformen werden
postverbal verwendet, also als Suffixe an ein Verb angehängt:
면 - 2 myon (wenn)다면 – 1 tamyon (wenn, Quot.)자면 – 1 chamyon (wenn, Opt.)느라면 – 1 nuramyon (wenn)느라니까 – 1 nuranikka (wenn)느니 – 1 nuni (wenn)거든/어든 – 1 (k)odun (wenn)건대/언대 – 1 (k)ondae (wenn)고는 – 1 konun (wenn)고서는 – 1 kosunun (wenn)고야 – 1 koya (wenn)서야 – 3 soya (wenn)야 – 3 ya (nur)던들 – 1 tondul (gesetzt den Fall)
Die folgenden
Satzbeispiele illustrieren den Gebrauch der postverbal verwendeten
konditionalen Konjunktionalformen:
(으) 려면: 김 교수님을 만나려면 연구실로 가 보세요.Gehen Sie in sein Büro, wenn Sie Professor Kim treffen wollen.
자면: 한국에 살자면 한국말부터 배워야 합니다.Sie müssen zuallererst Koreanisch lernen, wenn Sie in Korea leben wollen.
거든/어든: 한국에 살려거든 한국말부터 배우십시오.
Lernen Sie zuerst Koreanisch, wenn Sie in Korea leben wollen.
2.2.2
Nominalwertige Verwendung
Die
im Folgenden aufgelisteten konditionalen Konjunktionalformen werden
nominalwertig verwendet:
들 – 6 tul (wenn)진대 – 7 chindae (gesetzt den Fall)
Das
folgende Satzbeispiel dient der Illustration der nominalwertigen
Konjunktion 진대.
진대: 한국에 살려고 할 진대 한국말부터 배우십시오.Lernen Sie zuerst Koreanisch, wenn Sie in Korea leben wollen.
2.3
Kausale Konjunktionalformen
2.3.1 Postverbale Verwendung
Die
im Folgenden aufgelisteten, kausalen Konjunktionalformen werden
postverbal verwendet, also als Suffixe an ein Verb angehängt:
니(까) – 2 ni(kka) (weil)느니 – 1 nuni (weil)나니 – 1 nani (weil)거니 – 1 koni (weil)더니 – 1 toni (weil)거늘 – 1 konul (weil)매 – 2 mae (weil)서 – 3 so (weil)느라고 – 1 nurago (da gerade)관대 – 1 kwandae (etwas wegen)
Die
folgenden Satzbeispiele illustrieren der Gebrauch der postverbal
verwendeten kausalen Konjunktionalformen:
니(까): 날씨가 추우니까 옷을 따뜻이 입어라.
Zieh (dich) doch wärmer an, weil es sehr kalt ist.
더니: 비가 오더니 날씨가 추워졌습니다.Es wurde kälter, weil es geregnet hatte.
서: 비가 와서 소풍을 못 갔습니다.
Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
2.3.2
Nominalwertige Verwendung
Die
im Folgenden aufgelisteten, kausalen Konjunktionalformen werden
nominalwertig verwendet.
므로 – 7 muro (dadurch dass)고로 – 5,6 koro (weil)기로 – 1 kiro (in Anbetracht von)기에 – 1 kie (dadurch dass)길래 – 1 killae (dadurch dass)기때문(에) – 1 ki-ttaemun (e) (weil)까닭(에) – 5,6,7 kkadalk (e) (aus dem Grunde dass)바람에 – 5 parame (infolge)걸 – 6 kyol (infolge)나머지(에) – 5,6 namoji (e) (bedingt durch)사이(에) – 7 sai (e) (weil)대로 – 5,6,7 taero (entsprechend)지라 – 5,6 chira (weil)지니- 7 chini (weil)즉 – 6 chuk (weil)
Die
folgenden Satzbeispiele dienen der Illustration der nominalwertigen
kausalen Konjunktionen:
때문에: 비 때문에 소풍을 못 갔습니다.
Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
기 때문에: 비가 오기 때문에 소풍을 못 갔습니다.Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
기에: 비가 오기에 소풍을 못 갔습니다.Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
까닭에: 비가 오는 까닭에 소풍을 못 갔습니다.Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
바람에: 비가 오는 바람에 소풍을 못 갔습니다.
Wir konnten keinen Ausflug machen, weil es regnete.
Lewins
Analyse zeigt, dass die postverbalen Konjunktionalformen sowohl mono-
als auch polyfunktional verwendet werden können. Dabei verweist
Lewin auf die Polyfunktionalität der Konjunktionalformen
insbesondere in den temporal-kausal-konditionalen und den
konzessiv-adversativen Bereichen. So können beispielsweise die
Formen 니(까)
(-ni(kka)) und 서
(so) postverbal
zur Markierung der Temporalität (Gleichzeitigkeit) als auch als
postverbale kausale Konjunktionalformen verwendet werden.
3 Schwierigkeiten koreanischer
Lerner beim Erwerb der deutschen Konjunktionen
In
einer empirischen fehleranalytischen Untersuchung markanter Fehler
fortgeschrittener koreanischer Deutschlerner analysierte Kim (1994)
auch die Probleme dieser Lerner beim Erwerb des deutschen
Konjunktionalsystems. Dabei konnte er feststellen, dass es im Bereich
der subordinierenden Konjunktionen häufig zu Vertauschungen der
finalen Konjunktion damit
mit der kausalen
Konjunktion weil kommt.
Nach
Buscha (1989, 56) haben die Konjunktionen damit
und um
… zu finale Bedeutung und
drücken aus, „dass der Sachverhalt des Nebensatzes bzw. des
Infinitivs die Absicht (den Zweck, das Ziel) des
Hauptsatz-Sachverhalts darstellt“. Die Absicht sei „an ein
personales Subjekt gebunden und mit einem Willenselement verbunden,
das auf die Realisierung des Hauptsatz-Sachverhalts gerichtet ist“.
Es seien zwei Varianten der Realisierung des Finalsatzes
feststellbar, bei denen das wollende Personalsubjekt und das
realisierende Subjekt identisch (Er
beeilt sich, damit
der den Zug noch erreicht)
oder aber nicht identisch (Er
stellt mir den Ausländer vor, damit
ich ihn kennenlerne) sein
können.
Die
Konjunktion weil hat
nach Buscha (1989, 125) eindeutig kausale Bedeutung und drückt aus,
„dass der Nebensatz-Sachverhalt der Grund (die Ursache) für den
Hauptsatz-Sachverhalt ist“. Der Nebensatz stehe häufig als
Nachsatz, sei aber auch als Vordersatz möglich. Im Hauptsatz könnten
auch Korrelate wie darum,
deshalb, deswegen, aus diesem Grund auf
den Nebensatz verweisen.
Kim
(1994) stellte fest, dass von den beobachteten Lernern zur Markierung
eines Zwecks oder einer Absicht statt der finalen Konjunktion damit
häufig die Konjunktion
weil verwendet
wird, die als Anschlussmittel für Kausalsätze fungiert:5
Man lernt Fremdsprachen, weil man anderes Volk verständigen kann. → damit다른 민족과 소통하기 위해 사람들은 외국어를 배운다
Auch
der umgekehrte Fall der Verwendung einer finalen Konjunktion zur
Markierung eines kausalen Bedingungsgefüges konnte von Kim (ebd.)
festgestellt werden.
Ich lerne Deutsch, damit ich mich für Deutsch interessiere. → weil나는 독일에 관심이 많기 때문에 독일어를 배운다.
Damit ich Deutschroman lesen möchte, lerne ich Deutsch. → Weil나는 독일어소설을 읽기 위해 독일어를 배운다.
Ein
häufig anzutreffender Fehler ist darüber hinaus die Vertauschung
der finalen Konjunktion damit
mit der
Infinitivkonstruktion um …
zu, die ebenfalls zur
Realisierung eines finalen Bedingungsgefüges verwendet wird.
Aber ich will Fremdsprachen lernen, damit ich Ausländer verstehen will. → um Ausländer zu verstehen.그러나 나는 외국인들을 이해하기 위해 외국어를 배우려고 한다.
Ich muss fließend Deutsch sprechen, um die Schüler auch gut Deutsch zu sprechen. → damit die Schüler auch gut Deutsch sprechen.학생들이 독일어를 잘 말할 수 있게하려면 내가 독일어를 유창하게 말할 수 있어야 한다.
Kim
(1994: 79) konnte feststellen, dass eine fehlerhafte Verwendung der
Konjunktion damit
insbesondere
dann auftritt, wenn parallel die Modalverben sollen
und
können
verwendet
werden, die ihrerseits bereits einen Willen, eine Absicht oder einen
Wunsch markieren, so dass die zusätzliche Markierung des
Willenselements durch die finale Konjunktion damit
redundant
erscheint.
Die
Beobachtungen Kims stehen insgesamt in Einklang mit den Überlegungen
Lewins zur Polyfunktionalität der koreanischen Konjunktionalformen.
Offenbar wird von den Lernern die im Koreanischen bestehende
Polyfunktionalität im Sinne eines Sprachentransfers auf das
zielsprachliche deutsche Konjunktionalsystem übertragen.
Eine
von koreanischen Lernern häufig vermiedene Konjunktion ist die
konditionale Konjunktion wenn
bei gleichzeitiger
Übergeneralisierung der Wendung „es
… dass“. Die Vermeidung
der Konjunktion wenn mag
aus sprachkontrastiver Perspektive zunächst überraschen, da im
Koreanischen eine ganze Reihe postverbaler und nominalwertiger
Konjunktionalformen mit äquivalenter Bedeutung existieren
(postverbal u.a.: 면
- myon, 다면
– tamyon, 자면
– chamyon, 느라면
– nuramyon,
느라니까
– nuranikka;
nominalwertig: 들
– tul).
Möglicherweise wird die Konjunktion wenn
von den Lernern
vornehmlich als temporale subordinierende Konjunktion, die der
Markierung von Gleichzeitigkeit oder Vorzeitigkeit dient, betrachtet.
Ein weiterer Grund für die Vermeidung der Konjunktion wenn
als subordinierender
konditionaler Konjunktion könnte zudem darin bestehen, dass
insbesondere die Verwendung dieser Konjunktion in irrealen
Konditionalsätzen auch eine Verwendung des Konjunktivs erforderlich
macht.
Es wäre besser, dass wir Fremdsprache in ihrer Art denken. → wenn우리가 외국어의 방식으로 사고를 하면 더 나을 것이다.
Es ist dem Körper gesund, dass man jeden Tag ein Glas Milch trinkt. → wenn매일 우유를 한 잔씩 마시면 건강에 좋을 것이다.
Eine
im Allgemeinen von koreanischen Lernern leicht zu erlernende
Konjunktion ist hingegen die temporale Konjunktion dann,
die ihnen in eben jener
Funktion aus ihrer L2 Englisch als Konjunktion then
bekannt ist. Dennoch treten
auch in diesem Fall Fehler auf, wie das folgende Beispiel
illustriert.
Als Deutschlehrer muss ich Deutschland und Deutsche gut verstehen, deshalb kann ich noch besser lehren. → dann
독일어 교사로서 나는 독일과 독일인을 잘 이해해야 한다, 그러면 나는 더 잘 가르칠 수 있다.
4 Zusammenfassung
Im
vorliegenden Beitrag wurden unter Einnahme einer sprachkontrastiven
Perspektive die Konjunktionalsysteme des Deutschen und des
Koreanischen beschrieben und miteinander verglichen. Dabei wurde für
das Deutsche eine Differenzierung zwischen echten und unechten sowie
koordinierenden und subordinierenden Konjunktionen vorgenommen. In
Anlehnung an Lewandowski und Buscha wurde die Gruppe der
subordinierenden und koordinierenden Konjunktionen weiter
ausdifferenziert (kopulativ, disjunktiv, restriktiv, adversativ
etc.).
Für
das Koreanische als einer agglutinierenden Sprache konnte mit Lewin
festgestellt werden, dass die entsprechenden Konjunktionalformen an
die Verbalbasen, die erweiterten Stämme bzw. an die
Partizipialformen angehängt werden. Die durch die Verwendung der
Konjunktionalformen entstehenden Nebensätze wurden als koordinativ,
temporal, konditional, kausal, konzessiv, adversativ, distributiv
etc. beschrieben. Es wurden in Anlehnung an Lewin insgesamt sieben
Anschlusstypen benannt, die als Basen für konjunktionale Endungen
dienen können. Die semantischen Funktionen der Konjunktionalendungen
wurden anhand der temporalen, konditionalen und kausalen
Konjunktionalendungen illustriert.
Bezüglich
der Schwierigkeiten koreanischer Lerner beim Erwerb des deutschen
Konjunktionalsystems konnte festgestellt werden, dass Vertauschungen
finaler (damit) und kausaler (weil) Konjunktionen auftreten. Offenbar
wird in einigen Fällen die Polyfunktionalität koreanischer
Konjunktionalformen auf das deutsche Konjunktionalsystem
transferiert. Im Sinne einer Vermeidungsstrategie wurden von den
beobachteten koreanischen Lernern bestimmte Konjunktionen (z.B. die
konditionale Konjunktion wenn)
bei gleichzeitiger Übergeneralisierung anderer Formen (z.B. es
… dass) ausgelassen.
Konjunktionalformen,
die den Lernern bereits aus dem Erwerb anderer Fremdsprachen (z.B.
then
aus dem Englischen) bekannt sind, bereiten ihnen nur in wenigen
Fällen Schwierigkeiten.
Bibliographie
Buscha,
Joachim (1989). Lexikon
deutscher Konjunktionen. Leipzig: Verlag Enzyklopädie.
Bußmann,
Hadumod (1983). Lexikon
der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner.
Duden
Band 4 (2006). Die Grammatik. Mannheim : Bibliographisches Institut.
Helbig,
Gerhard & Joachim Buscha (1986). Kurze
deutsche Grammatik für Ausländer. Leipzig: VEB Enzyklopädie.
Kim,
Yong-Shin (1994). Schwierigkeiten
beim Lernen und Lehren der deutschen Sprache durch Koreaner. Eine
fehleranalytische Untersuchung bei koreanischen Deutschlehrern an
Oberschulen. Eichstätt: (unveröffentlichte Magisterarbeit).
Lewandowski,
Theodor (1985). Linguistisches
Wörterbuch Band 2. 4. Auflage Heidelberg: UTB.
Lewin,
Bruno (1970). Morphologie des koreanischen Verbs. Wiesbaden:
Harrassowitz.
Autoren:
Prof.
Dr. Frank Kostrzewa
Pädagogische
Hochschule Karlsruhe
Institut
für deutsche Sprache und Literatur
Bismarckstr.
10
D-76133
Karlsruhe
E-Mail:
frank.kostrzewa@ph-karlsruhe.de
Dr.
Bok
Ja Cheon-Kostrzewa
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Lehrbeauftragte für Deutsch als Fremdsprache
Kaiserstraße 12
D-76131 Karlsruhe
E-Mail: bjcheon07@aol.de
1
Oberbegriff für Konjunktionen und
Subjunktionen (vgl. Duden Band 4: Die Grammatik. Mannheim 2006: 627)
2
Die angegebenen
Ziffern beziehen sich auf den jeweiligen konjunktionalen
Anschlusstyp (Levin
1970:
34ff).
3
Die in Kap. 2
zitierten, nicht satzwertigen Beispiele stammen aus Lewandowski
(1970: 35 ff.)
4
Alle in Kap. 2 aufgeführten, satzwertigen Beispiele stammen von den
Autoren des vorliegenden Beitrags.
5
Die
deutschen Satzbeispiele in Kap. 3 stammen aus Kim (1994: 79ff);
die koreanischen
Satzbeispiele stammen von Cheon-Kostrzewa
und Kostrzewa.